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taz im Netz und in der App Raus aus der Pandemie

Eine Tageszeitung muss zwei Dinge können: Orientierung bieten und überraschen. Daran arbeiten wir auch im Jahr 2022.

Von KATRIN GOTTSCHALK

10.01.22 | Wieder stehen wir am Anfang eines Jahres, von dem wir hoffen, es möge doch das letzte in pandemischen Zeiten sein. Nur leider wissen wir dieses Mal, dass die Hoffnung schon einmal nicht erfüllt wurde. Aber wir arbeiten damit – auch in der Produktentwicklung der taz.

Das klingt erst einmal arg frustrierend. Niemand hat mehr Lust, das Wort „Corona“ auch nur zu denken und das neue Jahr schillert deshalb erst mal besonders grau. Aber für die taz selbst, für ein Nachrichtenmedium mit einmaligem Fokus, ist da auch ein Funkeln in der Trübsal.

Über 32.000 taz zahl ich-Unterstützer*innen

Während der Pandemie hat sich die taz konstant als vertrauenswürdige Nachrichtenquelle gezeigt. Gleichzeitig bieten wir verlässlich selbst gesetzte, überraschende Themen. Beides wird von unseren Le­se­r*in­nen goutiert, wie wir etwa an den Zugriffszahlen der taz im Netz ­sehen.

Meistgelesen im Dezember war eine Reportage von Sabine Seifert, Leiterin des Ressorts Recherche & Reportage, über die Folgen von Kuraufenthalten sogenannter „Verschickungskinder“. Ähnlich hohe Zugriffe hatte der Bericht von Lutz van Dijk über die Coronaforschung in Südafrika und Omikron.

Mittlerweile finanzieren über 32.000 Le­se­r*in­nen unseren Journalismus im Netz freiwillig – kein anderes Produkt der taz hat so viele Unterstützer*innen. Für unsere Online-Leser*innen arbeiten wir deshalb auch 2022 weiter an dem Relaunch unserer Website.

Publizistische Durchschlagskraft

Die taz im Netz liefert nicht nur täglich zuverlässig, umfänglich und frei zugänglich unabhängigen Journalismus. Sie ist auch das Aushängeschild unseres Medienhauses. Hier entwickeln wir publizistische Durchschlagskraft und strahlen über unseren Orbit hinaus.

Bisher wird der Glanz noch nicht vollständig sichtbar, vereinzelt ist nur ein wenig Schraubenklappern zu vernehmen. Denn wir arbeiten emsig im Maschinenraum der Website, die seit ihrem letzten Relaunch 2013 zu einem komplexen Wesen herangewachsen ist.

Unsere gedruckte Zeitung hat ihre letzte visuelle Erneuerung 2017 erfahren. Kurz darauf sprachen wir vermehrt über das Ende der täglich gedruckten Zeitung, und manch ei­ne*r fragte sich, ob der neue Anstrich denn dann überhaupt noch nötig gewesen war. Wir sehen: Es hat sich gelohnt.

Rückenwind für die digitale Transformation

Seit Corona sinken die Abos der täglich gedruckten Zeitung deutlich langsamer, und mit der Erweiterung und neuen Struktur unserer Wochenendausgabe im letzten Herbst konnten wir über 3.000 Pro­be­abon­nen­t*in­nen gewinnen. Darauf ausruhen können und wollen wir uns nicht. Papierpreise können sich schnell verändern, Vertriebswege zusammenbrechen. Die guten Zahlen sind lediglich Rückenwind für unsere digitale Transformation.

Im letzten Jahr habe ich mit vielen Ge­nos­s*in­nen in Hamburg, Bremen und Berlin gesprochen. Einige erzählten, wie gerne sie mittlerweile unsere neue App lesen und damit bereits eine Routine mit der täglichen taz auf dem Tablet am Frühstücktisch haben. Oder – auch das – mit dem Smartphone auf dem Klo. Da würde es weniger Rascheln neuerdings, wie praktisch.

Eine Tageszeitung muss zwei Dinge können: Orientierung bieten und überraschen. Wir arbeiten auch in diesem Jahr daran, dass die tageszeitungs-App hier noch besser wird. Wie kann ich ähnlich eindeutig und schnell wie auf einer gedruckten Seite erfassen, welche Artikel für einen selbst wichtig sind? Und wie stolpere ich über das Interessante, das ich gar nicht gesucht habe?

Linke, kritische Perspektive – auch 2022

Wir stellen uns also auch 2022 in unserer Produktentwicklung die essenziellen Zukunftsfragen, beantworten sie konzeptionell und müssen sie technisch umsetzen. Auch in diesem Jahr wollen wir Ihnen täglich Einordnung, eine linke, kritische Perspektive auf die Welt und humorvolle Titelgestaltungen der Tagesausgabe bieten.

Wir blicken mit Optimismus auf die Herausforderungen in diesem Jahr – und hoffen dennoch, dass es das letzte in pandemischen Zeiten sein wird.

Katrin Gottschalk, Vize-Chefredakteurin und Leiterin digitale Produktentwicklung