taz Talk mit Soziologe Heinz Bude : Generationen gegen die Angst?
Wie schaffen es Boomer und Millenials, die Angst vor der Angst zu überwinden? Über Zusammenhalt in Zeiten von Krieg, Pandemie und Klimakrise.
Sind Generationsgrenzen out? Vermutlich.
Boomer hatten jedenfalls lange Zeit das große Privileg, alles schon einmal und vor allem härter durchgemacht zu haben. Klar, dafür mussten sie schon oftmals als gesellschaftliche Gallionsfiguren der Gleichgültigkeit herhalten und sich im Internet von ihren Enkeln verspotten lassen – aber immerhin wussten sie, dass viele von ihnen in jungen Jahren genug Dreck ihrer Weltkriegs-Vorgängergenerationen weggekehrt haben. Dazu kommt ein reichhaltiger Erfahrungsvorrat aus einer Fülle globaler Extremsituationen – etwa durch den Kalten Krieg, das Reaktorunglück in Tschernobyl oder durch die AIDS-Pandemie.
Die Boomer-„No-Future-Attitüde“ entwickelten die, zwischen den 80ern und späten 90ern geborenen, Millenials vermutlich durch eigens durchstandene Krisen zum Selbstverständnis des Immer-Weiters, während die gegenwärtige Generation Z der Grundgewissheit folgt, dass das Schwerste noch bevorsteht.
Aber werden jetzt mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine generationseigene Perspektiven auf Krisen, Normalität und Werte auf den Kopf gestellt?
Kein Weg am Miteinander vorbei
Im schlimmsten Fall führt das in der deutschen Gesellschaft wie so häufig zu Streit, Schuldzuweisungen und Frust. Vielleicht auch zum immer funktionierenden gesellschaftlichen Zynismus als Abwehrmechanismus der Alten – oder dem Hedonismus der Jüngeren – weil eigentlich eh alles egal ist. Da dies aber eher kurzfristig funktioniert, etwa während einer weinselige Trinkrunde auf einem 65. Geburtstag oder einem Technorave am Wochenende, führt vermutlich gar kein Weg an einem Miteinander vorbei. Und das könnte sogar gut werden!
Schließlich bringen Boomer ihre Erfahrung, Millenials ihre Resilienz und die Generation Z eine neue Form des Zukunftsdenkens mit sich.
Im taz Talk reden Soziologe und Boomer Heinz Bude und Slam Poet Aron Boks aus der Generation Z darüber, wie aus all diesen Komponenten ein progressives Miteinander und im besten Fall eine „Gesellschaft, die keine Angst vor der Angst haben muss” (Heinz Bude) möglich sein könnte.
Im taz Talk zu Gast:
Heinz Bude, 1954 in Wuppertal geboren, ist Soziologe und lehrt an der Universität Kassel. Zudem ist er Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt veröffentlichte er als Teil des Kollektivs Bude-Munk-Wieland den Achtzigerjahre-Roman „Aufprall“ im Hanser Verlag.
Aron Boks, 1997 in Wernigerode geboren, ist Slam Poet und Schriftsteller. 2019 erhielt er den Klopstock Förderpreis für Neue Literatur. Zusammen mit Ruth Fuentes schreibt er auf taz FUTURZWEI die Kolumne „Stimme meiner Generation”. Aron Boks wird gefördert von der taz Panter Stiftung.
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Heinz Bude: Generationen gegen die Angst? - taz Talk
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