taz🐾sachen: Noch nicht angekommen
„Selbst als Mann ist es schwer auf der Straße, als Frau schon zehnmal“, sagte Caroline M. in einem Gespräch mit der taz am wochenende im Februar dieses Jahres. Sie lebte bis zum Herbst 2020 als Wohnungslose in Berlin, heute arbeitet sie für den Verein Karuna als Obdachlosenlotsin und berät andere Menschen, die keine Bleibe mehr haben.
In dem Interview erzählte Caroline M. von der Hierarchie unter Obdachlosen, was es heißt, als Frau auf der Straße zu sein. Und sie erzählte von ihrer Wohnung: Sie hatte damals einen befristeten Mietvertrag, der bis Ende April lief. Nach dem Erscheinen des Interviews meldete sich ein Leser bei der taz. „Menschen, die sich nicht aufgeben, muss man eine Chance geben“, schrieb er. Er wolle Caroline M. eine Mietwohnung in Potsdam anbieten, die werde zufällig gerade frei.
Caroline M. freute sich zunächst sehr, mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Die Wohnung sah auf den Fotos schön aus.
Aber länger als eine Stunde hätte sie gebraucht, um von dort zum Alexanderplatz in Berlin zu kommen. „Das war zu weit weg von meiner Arbeit und meiner Familie“, sagte M. Sie lehnte das Angebot ab – obwohl sie damit das Risiko einging, ab Mai wieder wohnungslos zu sein.
Caroline M. hatte Glück: Ihr Mietvertrag wurde noch einmal verlängert, bis Ende September kann sie bleiben. Jetzt ist sie wieder auf der Suche. Im Interview hatte sie gesagt: „Ich hoffe, dass ich eine Wohnung finde, nicht zu weit weg von meiner Schwester, wo ich endlich ankommen kann.“
Antje Lang-Lendorff
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