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taz🐾lage

Übungslauf für lange Strecken

Jedem Anfang, heißt es, wohne ein Zauber inne. Nun ja. Als der taz am 12. Mai 1995 erstmals eine deutschsprachige Ausgabe der Le Monde diplomatique beilag, war das der Beginn eines intensiven Lernprozesses. Nach 16 Jahren taz hatten Redaktion und Layout halbwegs begriffen, wie man eine Tageszeitung produziert: hektisch auf den Druckschluss hin, nach einem detaillierten Zeitplan, der gelegentlich eingehalten wurde.

Nun kam ein Monatsblatt dazu, von dem zwar klar war, wann es gedruckt werden musste, aber keineswegs, wie es an diesen Punkt kommen sollte. Unaufhaltsam feilte die Redaktion an den Übersetzungen der französischen Texte und an Überschriften, die deren gedanklicher Schwere und Tiefe entsprechen sollten. Zwei Stockwerke tiefer harrten derweil die Kol­le­g*in­nen aus dem Layout mit wachsendem Verdruss darauf, dass endlich mal irgendetwas, egal was, fertig werden möge.

Mitternacht des letzten Produktionstages war längst vorbei. Es grollte und grummelte zwischen den Gewerken, bis es endlich zum reinigenden Gewitter kam. Man sprach mit­einander! Wenige Monate später waren die Produktionen zwar immer noch intensiv, aber geschmeidiger.

Heute werden die Nerven nicht mehr gar so arg strapaziert wie in dieser Anfangsphase. Und seit aus der Wochenendausgabe der taz die wochentaz geworden ist, arbeitet das ganze Haus zunehmend in weiteren Bögen als nur von der Frühkonferenz bis zum Druckschluss. Von der Le Monde diplomatique haben wir viel gelernt.

Bernd Cornely,

geb. 1963, ist Co-Leiter der taz-Produktionsabteilung und war 1995 Korrektor in der taz. Seine Mitarbeit an der Le Monde diplomatique hat ihm geholfen, Zeitungsproduktion aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

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