taz🐾lage:
Bedrohte Zeilen
Ein Meteoriteneinschlag soll ja dafür gesorgt haben, dass die Dinos von der Erdoberfläche verschwunden sind. Unseren links in der Spalte porträtierten Stegosaurus hätte fast ein ganz anderer Katastrophenfall von dieser Zeitungsseite gefegt: die (hypothetisch) gescheiterte Wahl von der Leyens als Präsidentin der EU-Kommission. Wie Sie im Aufmacher lesen können, ist es zu dieser politischen Erschütterung nicht gekommen – aber in unseren Konferenzen mussten wir nostradamisch mit diesem Szenario planen, um im Notfall zwischen Verkündung des Wahlergebnisses um 15 Uhr und dem Redaktionsschluss um 16.40 Uhr die Seite entsprechend umbauen zu können. Denn die Wirkgesetze der Nachrichtenrelevanz verhalten sich anders als die der Paläontologie: Eine gescheiterte von der Leyen braucht mehr Zeilen als eine erfolgreiche, ein in Knochenarbeit porträtiertes Fossil, eben noch „gut für die Blattmischung“, ist plötzlich nur „Platzverschwendung“.
Aber Welt- und Nachrichtenlage gefährden nicht nur das Überleben von Dino-Porträts, sondern auch die tazlage, die Leserschaft und Redaktion noch mehr spaltet als von der Leyen das EU-Parlament. Diese 50 Zeilen sind taztäglich zu füllen, aber anders als das Porträt, das thematisch den ganzen Globus abdeckt, ist das Berichtsgebiet überschaubar: der Kosmos taz. Und da das tazversum thematisch etwas weniger reich an Überraschungen ist, ist die tazlage an manchen Tagen auch unter Autor*innen nicht ganz so beliebt – vor allem nicht, wenn sie womöglich einem Ausbau des Aufmachers weichen muss. Solche undankbaren tazlagen erkennen Sie meistens am Kürzel am Ende der Rubrik. Dort steht dann kursiv nur: taz
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