surfbrett: Hilflose Zensoren
Wer sich näher über die Hintergründe der politischen Wirren auf den Fidschiinseln informieren wollte, war bisher mit www.usp.ac.fj/journ/ nicht schlecht bedient. Die Adresse öffnete den Zugang zu den Internetseiten von „Pacific Journalism Online“ an der University of the South Pacific in Suva, der Hauptstadt der Inseln. Seit kurzem aber ist die Adresse nicht mehr gültig, der Server wurde einfach vom Netz genommen. Der stellvertretende Kanzler der Universität, Esekia Solofa, rechtfertigte die Zensur mit „Gründen der Sicherheit“. Eine Art Selbstmord aus Todesangst: Die Zerstörungen, die Anhänger des Putschistenführers George Speight an den Studio- und Sendeanlagen von „Fiji Television“ anrichteten, seien eine Warnung, meint der stellvertretende Kanzler. Er wolle nicht das Schicksal der ganzen Universität aufs Spiel setzen, nur weil die von Journalistikstudentenen unterhaltene Website ebenfalls Nachrichten verbreite, die den Putschisten nicht gefallen. Tatsächlich war sie wichtigste Informationsquelle zur politischen Krise auf den Fidschiinseln und beliebt wegen der ausführlichen kritischen Hintergrundanalysen, ebenso aber auch wegen ihrer aktuellen Berichterstattung. Bestandteil des Angebots war die Online-Ausgabe der mehrfach preisgekrönten Zeitschrift Wansolwara.
Zensur ist aber auch auf den Fidschiinseln nur eine lokale Störung, die das Netz umgeht. Aus Solidarität richteten die Fakultät für Journalismus an der University of Technology in Sydney, Australien, und eine Designfirma, deren Gründer selbst auf den Fidschis studiert haben, Alternativwebsites für Pacific Journalism Online und die Zeitschrift Wansolwara ein. Zu finden unter www.journalism.uts.edu.au und unter www.lookinglassdesign.com/wansolwara/wansol.html.
Eine US-amerikanische Site, betrieben vom Small Islands Developing States Network (SIDSnet), spiegelt schon länger zur besseren weltweiten Anbindung die Inhalte der University of the South Pacific. Dort sind alle Informationen zu finden, die vor dem Abhängen der Rechner durch die Universität gespeichert wurden, also auch jene Dateien, die angeblich Anlass zur Zensur gaben. Dazu gehören eine Fülle von digitalisiertem Bildmaterial und Tonaufnahmen, die im RealAudio-Format abrufbar sind. Weitere Informationen über die Fidschi-Krise, aber auch über die anderen Aufstände und Bürgerkriege in der südpazifischen Region, bietet, mit vielen interessanten Links, der Journalist Da- vid Robie unter www.asiapac.org.fj/PJR/. Robie wird von den Medien in den USA und in Europa stets konsultiert, wenn Hintergründe zu Ereignissen in diesem Teil der Erde beleuchtet werden müssen.
EKKEHARD JÄNICKE
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