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stimme der kritikEin politökonomisch korrekter Vorschlag zur Kombination von Schnäppchen- und Aktienkultur

Jetzt beim Baukonzern Holzmann eine Startbahn bestellen? Oder: Vom Vorzug der Verlierer

Holzmann droht die Insolvenz. Die Aktie liegt inzwischen bei fünf Euro. Ist der Baukonzern jetzt ein Schnäppchen? Bei der Holzmann-Aktie trauen wir uns da kein „Ja“ zu, aber dafür bei den Holzmann-Produkten. Wenn Sie schon immer mal eine Startbahn oder ein Fußballstadion bauen wollten, nix wie bei Holzmann geordert. Denn wenn eine Firma mit Verlust arbeitet, ist das ja nur für die Aktionäre schlecht. Für die Kunden müsste genau das Umgekehrte gelten: Das Unternehmen kann offensichtlich für all das, was es in seine Produkte hineinsteckt, keine kostendeckenden Preise erwirtschaften. Also bekommen die Kunden diese Produkte zu einem konkurrenzlos guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

 Wie verhalten wir uns also als politökonomisch korrekte Nachfragesubjekte? Nein, wir bestellen uns keine Startbahn, wir übertragen die Holzmann-Erfahrung auf unsere kleine Warenwelt. Wir lassen die Produkte der profitabelsten Firmen links liegen – denn die machen ihren Profit ja auf unsere Kosten – und kaufen stattdessen bei den Schlusslichtern der Rendite-Ranglisten: nie mehr Porsche, nur noch Opel, Handys von Ericsson statt von Nokia, und die Klamotten nicht bei H&M, sondern bei Jean Pascale, die fast im Alleingang die Wünsche AG in die Insolvenz gerissen haben. Und während sonst die Börse dazu beiträgt, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden, passiert bei diesem Verhalten das Gegenteil. Reich verliert, Arm gewinnt, die Renditen gleichen sich an, und am Ende landet alles im Mittelfeld. Es wäre die Verbindung von Schnäppchen- und Aktienkultur – ja, wäre es vermessen zu sagen: der Beginn einer echten deutschen Aktienkultur?

 Und endlich mal wieder könnte am deutschen Wesen sogar die Welt genesen. Denn während die Börse ohne unser Zutun zu dieser hässlichen irrationalen Übertreibung neigt, die von George Soros bis Alan Greenspan allen alten Männern verdächtig ist, würde unsere nicht nur staatsbürgerlich, sondern sogar weltbürgerlich wertvolle Methode die Märkte fast automatisch zum Gleichgewicht hin bewegen.

 Nur bitte nicht vertun: von Holzmann und den anderen Minusmachern nur die Produkte kaufen, nicht die Aktien! Sonst machen wir am Ende wieder den gleichen Fehler wie bei der unseligen New Economy. DETLEF GÜRTLER

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