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standbildLeo geht, Rupert kommt

„ Leo Kirch – Das Ende eines Mythos“ (So., 23.35 Uhr, ARD)

Mythennacht bei der ARD. Aus aktuellem Anlass wurde dem Mythos Bubi Scholz und seiner „Story“ ein weiterer sinkender Stern vorangestellt: Leo verglüht.

Das alles war recht solide mit heißer Nadel gestrickt – und offenbarte unfreiwillig genau jene Schwierigkeiten, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk stets beim Umgang mit seinem liebsten Feind hatte. Wo engagierte Redakteure im Medienkaufmann aus München das personifizierte Böse suchten, äußerten sich die Intendanten von ARD bis ZDF anerkennend über das jetzt auseinander fallende Lebenswerk.

Garniert war die Geschichte mit überraschend viel Filmmaterial über Kirch, als Leitfaden hat wohl einmal mehr die Kirch-Biografie von Michael Radtke gedient. Und nur wer hier sattelfest ist, dürfte genau verstanden haben, worum es beim Hollywood-Deal der ARD gegen Kirch Anfang der 80er-Jahre ging. Für den zuschauenden Rest wurde zumindest klar: DieARD hatte gewonnen.

Wo in Sachen aktueller Kirch-Krise noch keine vollendeten Tatschen geschaffen sind, suggerierte die forsche Darstellung aus dem Hause NDR dann auch schon mal den möglichen Ausgang: So wie da über Kirchs Pay-TV-Katastrophe Premiere berichtet wurde, ist der Sender längst eingestellt. (Ist er aber nicht.)

Vielleicht ist es auch vermessen, ausgerechnet jetzt Fairness zu predigen. Dafür gab es Unterirdisches aus der Frühzeit von Sat.1 nebst einem devoten Kohl-Stichwortgeber Heinz Klaus Mertes. Und Ex-RTL-Boss Helmut Thoma durfte noch mal sagen, er habe das ja schon immer geahnt.

Nicht, dass hier das Hohe Lied des Leo Kirch gesungen werden soll. Doch wer so tut, als habe der Mann keinen einzigen vernünftigen Film drehen lassen und als Einziger publizistisch die Ära Kohl gestützt, macht es sich etwas zu einfach. Und schafft merkwürdige Allianzen: Da sorgte sich plötzlich die ARD um das Wohl des Springer-Clans.

Doch wozu differenzieren, wenn es sogar schon einen neuen Lieblingsfeind gibt: Rupert Murdoch, der arg inszeniert als Dämon in Zeitlupe präsentiert wurde. STEFFEN GRIMBERG

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