specht der woche: Nur noch Schrott
Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe Berlin. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“
Im ARD kam immer diese Sendung spätabends, bei der man was gewinnen konnte. Lotto, das hab’ ich manchmal geschaut. Damals gab es dieses Drehdings. Das war spannend, wenn die Kugeln da reingefallen sind, die Moderatorin die Kugeln rausgezogen hat und man sehen konnte, wer gewonnen hat.
Heute machen sie das anders. Jetzt soll es moderner sein. Ich fand das früher viel besser. Ich hab’ da nie mitgemacht. Ich glaube, hätte ich mitgemacht, hätte ich verloren. Dann ärgert man sich. Ich freue mich auch, wenn ein anderer gewinnt.
Es gibt aber Leute, die damit angeben. Die sollten das Geld lieber spenden, an wohltätige Vereine zum Beispiel. Meine Oma hat immer Bingo gespielt, aber gewonnen hat sie nie. Da braucht man viel Glück und meistens hat man das nicht.
Jetzt schaue ich mir lieber Spielfilme an. Damals war eine andere Zeit. Es war alles schwarz-weiß, heute sind die Bilder bunt. Damals gab es viel besseres Programm. Dieses Ratequiz auf ARD, wo man D-Mark in ein Sparschwein werfen musste. Von Rudi Carell hab’ ich „Am Laufenden Band“ geguckt, das war eine beliebte Sendung. Oder „Herzblatt“, da ging es um Partner, das hat Michael Bentele gemacht. Ich hab’ auch gerne den „Musikantenstadl“ geschaut. Und die „Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck auf ZDF.
Früher gab es mehr Unterhaltung, Musik und Show. Sogar die Funkausstellung war besser. Da gab es Schauspieler und gratis Kugelschreiber. Ich finde es schade, dass das alles wegfällt. Manchmal sind die Programme nur noch Schrott. An Heiligabend kommen immer alte Filme. Sonst gibt es nur noch „Tatort“ und „Silbereisen“. Musikalisch ist der „Tatort“ besser. Protokoll: Lara Ritter
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