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sonntaz-StreitSexistische Werbung verbieten?

Keine Brüste, keine Waschbrettbäuche: In Berlin fordern Politiker ein Verbot sexistischer Werbung. Aber löst das überhaupt das Problem?

Das waren noch Zeiten, als Perrier für sein Mineralwasser mit Brüsten warb. So etwas könnte in Berlin-Kreuzberg bald verboten sein. Bild: dpa

Eine großflächige Plakatwand mitten in München. Darauf zu sehen: Der nackte Oberkörper einer jungen Frau, deren Brüste vom Arm eines hinter ihr stehenden Mannes verdeckt werden. Betitelt wird die Werbung mit dem Spruch „Hautnah am Hörer!“ Diese Anzeige eines lokalen Münchner Radiosenders brachte dem Unternehmen etliche Vorwürfe des Sexismus ein. Der Deutsche Werberat hat den Fall geprüft und nicht beanstandet.

Eine vermeintlich einfache Lösung gegen Sexismus liegt auf der Hand: Man verbietet diese Formen der Werbung einfach. Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg versucht man das gerade. Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Die Linke und Piraten haben mit ihrer Mehrheit im Bezirk folgenden Vorschlag eingebracht: Ein Verbot von sexistischer, diskriminierender und frauenfeindlicher Außenwerbung auf bezirkseigenen Flächen.

Sexualität im öffentlichen Raum ist heutzutage geradezu omnipräsent. Wohin man schaut, sieht man nackte Körper, liest mehrdeutige Slogans. „Sex sells!“ ist eines der altbekanntesten Credos der Werbebranche.

taz am Wochenende

Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 8./9. Februar 2014 in der taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Darauf greifen Werbemacher immer wieder zurück, um Aufmerksamkeit zu erzeugen - und ihr Produkt verkaufen zu können. Dabei kommt es häufig zu abstrusen Verbindungen zwischen Sexualität oder Rollenklischees und den Produkten. Nicht nur Grenzen des guten Geschmacks werden überschritten, mitunter nehmen die Anzeigen ebenso diskriminierende wie verachtende Formen an. Andererseits muss man natürlich – beispielsweise – Dessous zeigen dürfen, wenn man Dessous bewerben will. Es ist ja niemandem geholfen, wenn man in die Prüderie vergangener Epochen zurückfällt.

Acht Kriterien für ein Verbot

Die linken Fraktionen in Berlin schlagen nun acht Punkte vor, die Werbung für ein Verbot qualifizieren würden. Die Kriterien reichen von der Infragestellung der Gleichwertigkeit der Geschlechter über die entwürdigende Darstellung der Sexualität von Personen bis hin zur abwertenden Darstellung von Personen, die sich keiner vorherrschenden Vorstellung von Geschlecht zugehörig fühlen. Angelehnt sind diese Punkte an Kriterien des Österreichischen Werberates, der Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft.

Anders als der Deutsche Werberat, der erst nach Beschwerden gegen bereits publizierte Werbung tätig wird, sind die Richtlinien des österreichischen Pendants proaktiv. Allerdings gilt in Österreich eine freiwilligen Selbstkontrolle und kein gesetzlich festgeschriebenes Verbot, wie es in Friedrichshain-Kreuzberg gefordert wird. Diese Selbstkontrolle bietet zwar keine Gewissheit, erzeugt aber eine kritischere Auseinandersetzung mit dem Thema, als es bei einem schlichten Verbot der Fall wäre.

Wie sehr können Verbote überhaupt bestehende Probleme lösen? Würde ein Verbot ein Umdenken erzeugen? Wie stark wäre der Effekt in einer von Reizen überfluteten Gesellschaft? Es geht ja nur um bezirkseigene Außenwerbeflächen. Wäre ein Verbot gar ein Eingriff in die künstlerische Freiheit oder das Recht auf freie Meinungsäußerung? Im sonntaz-Streit fragen wir deshalb: Soll man Sexismus in der Werbung verbieten?

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 8./9. Februar 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie bis Mittwoch, 5. Februar, eine Mail an: streit@taz.de

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40 Kommentare

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  • Leider lassen sich immer wieder junge Frauen so fotografieren.

    Aber eigentlich tun mir die Männer Leid, die sich von dem Zeug verdummen lassen und jeden Krempel kaufen, nur weil er von einer sexistischen Werbung angepriesen wird.

  • J
    JAKOB

    Von künstlerischer Freiheit oder freier Meinungsäußerung kann bei Werbung nicht die Rede sein. Unternehmen besitzen im Gegensatz zum Einzelnen Millionenbudgets für Werbeträger und Kampagnen. Damit erschaffen sie professionell Bilder, die besonders effektiv und größtenteils unterbewusst manipulieren: Hinter den verschiedenen Emotionen und Lebensstilen propagiert Werbung letztendlich die Ideologie von Glück durch Konsum.

     

    Dass die Werbung so weit und so dreist in unseren Alltag gedrungen ist, zeigt erdrückend die Übermacht der Wirtschaft über den Menschen. Wenn die linken Parteien in Friedrichshain-Kreuzberg den politischen Mut hätten, dieses Missverhältnis endlich zu durchbrechen, sollten sie sich für ein durchgehendes Verbot kommerzieller Werbung im öffentlichen Raum (!) einsetzen.

    • A
      Ansgar
      @JAKOB:

      Wenn all das geändert wird, was Sie als Missverhältnis beschreiben - beißt sich da nicht die Katze in ihren Allerwertesten? Anders gefragt. Wie bringt mensch etwas zum Verkaufen an den Mann/Frau/anderen Mensch? Langweilige Listen zum Nachschlagen, Stiftung Warentest XXL? Arbeitsaufteilung in der Millionen-Gesellschaft aufgeben und wieder Selbstversorgung? Ist Werbung nicht etwas Unabdingbares? Wer braucht McDonalds/Starbucks/Ikea ohne Image? Wer braucht 40 verschiedene Noname-Schokoladen zur Auswahl? Striktes Werbeverbot würde bei vielen zur Besinnung auf grundsätzlich Notwendiges führen. Das würde massiv Arbeitsplätze kosten und Armut vergrößern.

  • A
    Arne

    Meine Güte!

    Da ist ein Bezirk in Berlin, der öffentliche Werbeflächen nicht mehr für jede Werbung freigeben will. Mir wäre es zwar auch lieber, die würden die Anwohner fragen, ob und wo sie vor allen Dingen überhaupt Werbung wollen, aber ich lebe da nicht und wenn ich mal da bin, werde ich es wohl überleben, wenn da keine sog. sexistische Werbung in der Gegend rumhängt.

     

    Ich denke, das ist ein Problem, dass keine überörtliche Regelungen bedarf. Kreuzberg ist ja auch muslimisch geprägt, hat daher evtl. andere Vorstellungen davon als Charlottenburg, was da öffentlich zu sehen sein darf.

    Die örtlichen Anwohner sehen das eben differenziert. Mich würde es auch nicht stören würde, wenn im Zentrum meines Kaffs ein Homo-Sex-Shop mit Plakaten von nackigen 15jährigen wäre, die Werbung für Kondome machen (Aber ich lebe auch schon sehr dicht an den Niederlande). Ich kann mir aber gut vorstellen, dass in der Umgebung eines Altenheimes in einem katholisch-bayerischen Bergdorf schon weniger für Anstoß sorgt.

     

    Lasst es doch die Menschen entscheiden, die das wirklich täglich sehen müssen.

  • JR
    Jane Roe

    Macht 'verbieten wollen' eigentlich geil oder süchtig?

    Dem Anliegen steht bereits das Selbstverständnis der meisten Frauen entgegen:

    «Der Körper ist das wahre Kapital»

    https://www.taz.de/Schoenheitschirurgen-in-Brasilien/!129773/

  • D
    D.J.

    "Ich stelle mir gerade vor, wie Männer reagierten, spränge ihnen aus jeder Ecke des öffentlichen Lebens ein gewaltiges Gemächt an, auf Litfaßsäulen ..."

     

    Litfaßsäulen s i n d Phallussymbole. Verbieten! Ich komme mir daneben immer so mickrig vor...

  • KW
    kindergefährdende werbung verbieten

    Vor allem Alkohol- und Zigarettenwerbung sollten im öffentlichen Raum verboten werden. Beginnen könnte der Bezirk oder auch das Land damit an Orten wo der Konsum dieser Produkte sowieso untersagt ist, wie z.B. in Gebäuden und Fahrzeugen der BVG.

  • S3
    SOS 36

    Verordnet nur Friedrichshain-Kreuzberg Verbot(e) gegen sexistische Werbung, wird der Bezirk mehr zum Dorf. Dessen Bewohner_nnen wären in der Folge im Rest von Berlin noch schlechter integriert.

  • N
    Neanderthaler

    "Ich stelle mir gerade vor, wie Männer reagierten, spränge ihnen aus jeder Ecke des öffentlichen Lebens ein gewaltiges Gemächt an, auf Litfaßsäulen und an Hauswänden, auf voller Länge von Nahverkehrsbussen und auf jeder x-ten Seite der Zeitung"

     

    Au ja, warum eigentlich nicht? Am besten mit ganz viel nackter Haut. Das hätte möglicherweise sogar zur Folge, dass dieser dumme Anzugzwang ein wenig nachließe. Vielleicht könnte man(n) künftig sogar T-shirts mit weitem Kragen kaufen.

  • D
    D.J.

    @Cosmopol,

     

    "Und ich dachte schon, da oben stand was von "eindeutigen Kriterien"... wer lesen kann ist klar im Vorteil. ;) "

     

    Ja, steht da. Aber Sie werden doch sicher einsehen, dass die genannten Kriterien arg interpretierbar bzw. eine Frage der jeweiligen Inhaber der Definitionshoheit sind:

     

    "Die Kriterien reichen von der Infragestellung der Gleichwertigkeit der Geschlechter ..."

     

    Heißt das nun Verbot von Werbung, in der eine Frau einen Mann als Schemel benutzt oder bereits die Darstellung einer Frau beim Abschwaschen?

  • C
    cosmopol

    Lieber "Scharia/Sittenwächter/Meinungsfreiheit"-Mob... hier steht 'ne Menge relevantes Zeug zum Thema. Lest das doch, und diskutiert dann einfach mal informiert anstatt aus dem Bauch heraus. Danke.

     

    http://www.watchgroup-sexismus.at/cms/?page_id=2

    • @cosmopol:

      Ich argumentiere aus Sachverstand, weil ich im Marketing arbeite. Und meine Argumentation beruht wesentlich auf der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit. Und da kommen Sie mir mit diesem watchgroup-Unsinn?

       

      Übrigens: Solange Männer in der deutschen TV-Werbung als Trottel dargestellt werden, denen überlegen lächelnde Frauen zeigen müssen,wo der Hammer hängt, gehen mir so ein paar Titten-und-Arschbildchen am selbigen vorbei. Habe noch nie gehört, dass sich – außer Männerrechtlern – darüber jemand aufregt.

      • C
        cosmopol
        @Peter Rosenstein:

        Ja, der Sachverstand spricht da unten förmlich aus jeder Zeile (sind ja auch nur zwei). :D

        Und "grundgesetzlich geschützte Meinungsfreiheit" huiii... besser lässt sich "ich kann Kritik einfach nicht vertragen" auch nie umschreiben. ;)

        Diskriminierung ist übrigens nicht "grundgesetzlich geschützt", und jetzt lies dir den "Watchgroup-Unsinn" halt einfach mal durch.

        • @cosmopol:

          1. habe ich mir den Unsinn durchgelesen, deshalb nenne ich ihn auch so

          2. ist Meinungsfreiheit in der Augen von Feministinnen / Linken immer schon ein Rechtsgut gewesen, auf das man im Zweifel gut verzichten kann. Hauptsache, es dient einem höheren Zweck.

          3. Meinen Sie nicht, dass es unterschiedliche Auslegung des Terminus "Sexismus" geben könnte und die "watchgroup" nicht die alleinige Definitionsmacht hat?

          4. Bleiben wir doch bitte beim Sie. Ist mir lieber so.

          • C
            cosmopol
            @Peter Rosenstein:

            Schön Distanz aufbauen? Krieg ich auch mit einem "du" hin. ;)

             

            Klar gibt es unterschiedliche Auffassungen von Sexismus, da die halbe Bevölkerung davon profitiert ja auch kein Wunder, das immer mal wieder von Sachen wie Sexismus gegen Männer geschwafelt wird. Im Notfall entscheidet das dann eben ein Gericht.

             

            Wer andere runtermacht, äußert keine Meinung sondern greift an. So einfach ist das. Dein Verständnisproblem liegt möglicherweise schlicht daran, das du einfach nicht betroffen bist.

             

            Du hast dir das durchgelesen und dir sind keine strukturellen Unterschiede zwischen der Darstellung von Männern und Frauen bewusst geworden? Hochachtung vor so viel Ignoranz, war bestimmt schwierig anzutrainieren. Naja, aber im Marketing bestimmt von Vorteil. ;)

            • J
              jp
              @cosmopol:

              Du glaubst auch, wenn du nur ironisch genug bist und ausreichend Emoticons benutzt glauben die Leute dir irgendwann oder?

               

              Aber ich kann schon verstehen warum du dich so ins Zeug legst. Es kommt halt immer mehr zum Vorschein was für autoritäre Spießer die Linken eben (auch, neben anderen) sind. Würde so eine Forderung von einem wie Kardinal Meißner kommen (auch kein Freund nackter Haut schätze ich mal) würdest du wahrscheinlich mit uns über ihn lachen. Aber so muss es natürlich irgendwie zurecht gebogen werden.

               

              VerbietenVerbietenVerbieten - Deutsche Linke sind eben auch nur Deutsche...

  • GM
    Guten Morgen

    Ich stelle mir gerade vor, wie Männer reagierten, spränge ihnen aus jeder Ecke des öffentlichen Lebens ein gewaltiges Gemächt an, auf Litfaßsäulen und an Hauswänden, auf voller Länge von Nahverkehrsbussen und auf jeder x-ten Seite der Zeitung. Fänden sie bestimmt zumindest ungeil. Darüber hinaus könnten sie, würde ihnen allzeit die Kümmerlichkeit der eigenen Ausstattung vergegenwärtigt, Komplexe entwickeln.

     

    Das wär's doch! Männer mit weniger großer Fresse!

    • @Guten Morgen:

      Sie glauben gar nicht, wie scheißegal mir das wäre. Außerdem verwechseln Sie primäre mit sekundären Geschlechtsteilen. Ich habe noch nie eine Vulva auf einer Litfasssäule gesehen.

      • W
        Werbeverweigerin
        @Peter Rosenstein:

        Meinen Kommentar von heute Nachmittag - aus einer Pause von monotoner Arbeit heraus geschrieben - bereue ich inzwischen. Gut, dass er (Stand 5. 4., 21:51 Uhr) bislang zumindest nicht freigeschaltet wurde. Die Nachfrage zu den "sekundären Geschlechtsteilen" zielte darauf ab, die natürlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern miteinzubeziehen.

         

        Die Mehrheit Mann hat keine Brust, die vergleichbar viele erregt wie die Brüste von Frauen und zwecks Aufmerksamkeit dementsprechend interessant für das Standard-Werbemodell AIDA - attention, interest, desire, action - ist. Die Debatte um sexistische Werbung kann also nicht gleich für die Geschlechter geführt werden.

         

        Ich löse den Selbstschutz vor sexistischer Werbung übrigens anders als durch Verbote. Ich bin Werbeverweigerin. Ich sehe, höre, zoome, werfe ... weg.

         

        Seh ich morgens das ARD-ZDF-Morgenmagazin, weil ich so bislang zeitgemessenermaßen am schnellsten outfit werde, artet das aus in Rumschnellen mit Fingern in den Ohren, aus den Ohren, nicht schon wieder die Werbung nach dem Wetter … in den ... aus den ... fertig.

         

        Seit ich Werbeverweigerin in, besonders von aufdringlicher Werbung, fällt mir der Umgang mit meinen Emotionen leichter. Auch ist mir der Nutzwert von Produkten und Dienstleistungen wichtiger geworden. Der Wert meiner Tageszeitung, die mich kritisch über meine Umwelt aufklärt zum Beispiel ... nachhaltig nützlich!

         

        Teilweise kann ich zwar nicht mitreden, wenn Freunde zum Beschreiben von Situationen Vergleiche zu Werbung ziehen alla: "Das war genauso wie in der Werbung für ...". Nun, in solchen Momenten hab ich halt mehr zum Zuhören und weniger zum Zutexten. Auch schön.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Ja, verbietet Brüste in der Werbung! Schafft Stellen für Sittenwächter! Dann wird's hier endlich auch so gemütlich, wie im Iran.

  • E
    er

    Was soll denn der Unsinn mit den Kriterien nun wieder? Ist doch eh alles visuelle Vermüllung.

     

    Null Werbung! Fertig.

  • G
    gast

    Das wird die Anzeigenpreise auf den bezirkseigenen Flächen drücken. Dann werden dort im Sommer halt Bademoden beworben und den Rest des Jahres eben Unterwäsche und Strümpfe. Wie wäre es, wenn der Bezirk mal ganz auf Werbung verzichten würde? Ist ja nicht so, dass es zu wenig davon gäbe…

  • LV
    L. Velatus

    Wie wärs erstmal mit Verbot von Alkoholwerbung? Das verursacht weitaus größere Probleme! Und im Übrigen muss man es mit Verboten nicht zu weit treiben. Bin ich sexistisch weil ich eine halbnackte Frau schön und die Werbung frech finde?

  • J
    Jugendschutz

    viel wichtiger wäre es, Kinder und Jugendliche vor jugendgefährdender Werbung zu schützen.

     

    Darunter verstehe ich jede Art von Werbung, die Kindern nachweislich schadet.

     

    Kinder lernen alles, was man ihnen vorsetzt. Sie können sich noch nicht gegen suggestive, emotionale und besonders aufdringliche Werbung schützen. Sie saugen alles, alles in sich auf, wie ein Schwamm. Das führt zu Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und Lernstörungen. Daher plädiere ich dafür, diese Art von Werbung mit Jugendschutzauflagen zu beschränken.

  • Falscher Ansatz!

    Ein striktes Bekleidungsverbot für alle ab 24 Grad draußen und in geschlossenen Räumen würde schon nach einem Jahr dazu führen, dass nacktes Fleisch in der Werbung nicht mehr vorkommt.

  • Im Header wie im Artikel wie auch in diversen Kommentaren wird von einem Problem geredet. Was für'n Problem? Schöne Damen und Herren, die in ihrer Aufgabe als Werbeträger durchaus funktionieren? Ein unterdrücktes, teilweise homophobes Volk, das sich in seinen Grundrechten, was z.B. Kommunikationssicherheit-und Geheimnis betrifft, von der herrschenden Kaste beliebig über den Tisch ziehen lässt, empört sich über nackte Oberkörper! Es ist erbärmlich!

  • S
    Sülay

    Hauptsache verbieten. Das Kennzeichen totalitärer Regimes - ob links, ob grün, ob rechts!

     

    Aber der europäische Werte-Liberalismus wächst (UKIP in England, Front National in Frankfreich, AFD in Deutschland). Es gibt also Gegenwehr, und mit den "Verbietern" wird man nicht zimperlich umgehen in Zukunft.

    • IS
      ich seh doofe menschen
      @Sülay:

      UKIP als Beispiel einer Gruppe, die nicht verbieten will? Sie wissen aber schon, was die so alles fordern, oder?

      Ein Verbot von Burkas in öffentlichen Gebäuden ist, wie soll ich sagen ... ein Verbot (welch Überraschung). Ein Verbot des Films "Eine unbequeme Wahrheit" ist ... hm, ja auch ein Verbot aber tatsächlich auch Zensur. Das ist, wenn ich Sie kurz daran erinnern darf, sogar noch schlimmer als das, was in Berlin versucht wird. In Berlin will man sexistische Werbung ohne Bezug zum beworbenen Produkt aus dem Öffentlichen Raum verbannen. Das heißt, wenn Sie möchten können Sie sich die Werbung nach herzenlust über Ihr Klo hängen oder Zeitschriften kaufen, in denen das Ding abgedruckt ist (wenn Sie so dringen nackte Haut sehen möchten). Die UKIP will direkt in das Privatleben der Briten eingreifen und ihnen verbieten, den Film zu schauen, egal ob öffentlich oder daheim. Ihre Argumentation hinkt nicht mehr, die hat jeden Versuch irgendwohin zu bewegen schon längst aufgegeben.

      Naja, und der Rest Ihrer Beispiele an Musterliberalen ist auch nicht viel besser. Aber anscheinend haben Sie sich mit Ihren Lieblingen noch nicht sehr intensiv befasst.

    • HH
      Holderness Haxide
      @Sülay:

      Ich weiß nicht ob du es schon bemerkt hast: das erste, was diese "Wertkonservativen" machen werden, wenn sie Macht haben: Verbote erlassen. Wetten? Nein, ich will das Ergebnis eigentlich gar nicht erleben. Es ist nicht so als seine die von dir genannten Beispiele gute Beispiele für Demokratie: all diese lechzen nache einem starken Führer. Und auch der verbietet. Vielleicht keine Brüste in der Werbung, aber ebenfalls abweichende Meinungen.

  • Wie schon angedeutet, ist ein Verbot, dass durch Strafe durchgeführt wird nur ein Pflaster. Es tastet nicht das wahre Problem an -- die Tatsache, dass solche Werbung funktioniert. Würde sexistische Werbung unter Konsumierenden keine Ansprache finden, gäbe es sie nicht. Das eigentliche Problem, also, ist der andauernde Sexismus der Gesellschaft. Und den kann man wohl eher mit Erziehung beseitigen als mit Verboten. Nur ist ein solches Projekt derart komplex und andauernd, dass es im kurzen Atem der Facebook-, Twitter-, und Buzzfeedpolitik erstickt.

    • G
      genervt
      @Robin Lutjohann:

      Es gibt (oder gab, besser gesagt) auch Glühbirnen, die absichtlich nur 1000 Stunden halten. Ich bin mir sicher, dass die meisten Konsumenten viel lieber zum gleichen Preis Glühbirnen gehabt hätten, die 2500 Stunden halten. Hat aber auf Herstellerseite auch niemanden interessiert, oder?

      Der Köder muss zwar dem Fisch und nicht dem Angler schmecken. Das ist selten so wahr wie in der Werbung. Aber sind Sie sich wirklich sicher, dass die Zielgruppe, die gerne mit "Arabella" nackend kuscheln möchte diese Werbung auch wirklich auf der Straße wahrnimmt? Kann es sein, dass die Zielgruppe (weiße heterosexuelle Männer) nicht anders viel besser erreicht werden kann? Was soll das Plakat an einem Ort, an dem es Frauen, Kinder, hell- und dunkelhäutige Menschen, Schwule und Lesben erreicht? Der Streuverlust ist immens. Nun kann man Dummheit weder verbieten, noch jemandem vorwerfen der dermaßen einfallslos Werbung macht. Aber man kann dafür sorgen, dass eben jene Menschen, die hier diskriminiert werden (aufgrund fehlender oder anders orientierter Sexualität) eben auch nicht davon belästigt werden.

      Und ja, ich gebe Ihnen recht, wir haben noch einen langen Weg vor uns. Noch immer leben wir in einer Gesellschaft, die sehr einseitig orientiert ist. Da aber der durchschnittliche Deutsche viel zu obrigkeitsliebend ist, wird sich nur mit gesetzlichen Vorgaben was machen lassen. Traurig, ist aber so. Auf gesunden Menschenverstand kann man eben nicht so ohne weiteres setzen.

  • SA
    Schnee am Kilimanjaro

    Das ist doch wieder so eine Attacke gegen Femen.

  • P
    p4nfui

    Der Grundgedanke, dass in der heutigen Gesellschaft einfach viel zu unbedacht und unreflektiert mit dem Genderthema und Sexismus umgegangen wird, spricht für dieses Verbot. Allerdings ist es nicht unbedingt klug Verbote auszusprechen, wenn es gerade - wie hier - solche Grauzonen gibt, ob es sich um etwas Sexistisches handelt oder nicht. Vielmehr sollte man doch die ganze Sache bei der Wurzel anpacken und das ganze Thema mehr in den Schulunterricht integrieren (damit wenigstens die kommenden Generationen reflektiert damit umgehen können). Für eine anregende Diskussion scheint der Vorschlag für ein Verbot ja wenigstens gesorgt zu haben!

    • WD
      wie die Alten sungen
      @p4nfui:

      Fazit: weil mit Sexismus Geld verdient werden kann, können wir kein Sexismusverbot einführen.

      Aber wir können ja den Kindern erklären dass Sexismus gaaaanz böse ist und wir als Vorbilder wegen der Ökonomie leider versagen. Nebenbei bringen wir ihnen bei dass ein Leben ohne Heuchelei im Kapitalismus nicht möglich ist.

       

      Denn wenn die dann später z.b in der Werbeindustrie arbeiten, werden sie sich daran erinnern dass Sexismus gaaaanz blöd ist aber seeeeehr verkaufsträchtig und wiederum Antisexismuskampagnen in den Schulen finanzieren.

       

      Schön dass man heute jedes Problem heuchlerisch an die nächste Generation und die Schulen verweist.

      Früher verwies man an ein Leben nach dem Tod.

      • P
        p4nfui
        @wie die Alten sungen:

        Ja, ein bisschen Kulturpessimissmus schadet nie, oder doch? Klar können wir Sexismus nicht verbieten, aber man kann und muss es thematisieren. Außerdem tritt nicht der Erklärbär in der Schule auf und sagt das ist böse und das nicht. Aber darauf will ich auch nicht weiter eingehen.

        Ich nenne das nicht heuchlerisch an die nächste Generation verweisen, ich würde eher sagen, dass es ein wicthiger Ansatzpunkt wäre die ganze Sache anzugehen. Das bedeuted nicht, dass die anderen Generationen sich aus der Verantwortung stehlen dürfen.

         

        Was ist denn deine Meinung zu dem Thema? Außer Schwarz und Weiß kennst du doch sicherlich andere Farben...?

  • D
    D.J.

    Das Perfide an der Sache ist ja, dass "sexistisch" und "diskriminierend" fast beliebig zu dehnende Begriffe sind. Da wäre mir fast schon ein Gesamtverbot von Plakatwerbung lieber. Das wäre wenigstens eindeutig. Aber leben die Gegner der offenen Gesellschaft nicht von der Uneindeutigkeit? Die Unsicherheit über das gerade noch Geduldete verleiht mehr Macht als die eindeutige Regel.

    Friedrichshain-Kreuzberg entwickelt sich mehr und mehr zum Laborversuch der Schönen Neuen Welt. Viel Vergnügen, Hauptstadt!

    • C
      cosmopol
      @D.J.:

      Und ich dachte schon, da oben stand was von "eindeutigen Kriterien"... wer lesen kann ist klar im Vorteil. ;)

  • 'Scharia alternativ' wird genau so nach hinten losgehen, wie der Veggi Day - beides ist (aus meiner Sicht) durchaus sinnvoll, aber der mündige Bürger wird sich bevormundet vorkommen, und es deswegen schon aus Prinzip ablehnen ...