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sommerkrimi

Folge 18

12.9.2001, 9.00 Uhr

Pieter Lund hatte kaum geschlafen. Als Nora ihn geweckt hatte, war gerade noch Zeit, in seine Wohnung zu gehen, die Kleider zu wechseln und zum Frühstück zwei Bananen einzustecken. Jetzt saß er in seinem Büro und versuchte sich dem neuen Tag zu stellen. Um 10 Uhr war die große Sitzung im Präsidium, inklusive BKA, Präsident und Innensenator. Keine Zeit für seine Leiche. So etwas hatte er in langen Dienstjahren noch nicht erlebt. Drei, vier Mann würde er brauchen, egal was sonst noch in der Welt passierte. Wenigstens. Vielleicht musste er selbst in eine Sonderkommission. Er würde sich wehren. Einer musste die Stellung halten. Lund stand auf und verließ sein Büro. Er war mit Strindberg verabredet, dem Chef der Mordkommission.

„Komm mit rein, Pieter.“

Strindberg kam ihm schon auf dem Flur entgegen.

„Wir kriegen hohen Besuch nachher. Sogar das FBI hat uns schon kontaktet.“

„Warum das?“

Nach amerikanischen Erkenntnissen haben sich zwei oder drei der Attentäter jahrelang in Hamburg aufgehalten. Einer von denen hat wohl sogar die eine Maschine geflogen. Sie waren Mitglieder dieses al Quaida-Netzwerkes, deren Chef Ussama bin Laden sein soll, wir sprachen ja gestern schon darüber. Wir wissen nicht, ob die Anschläge gestern auf das World Trade Center nur der Beginn einer lange vorbereiteten Serie sind. Die kann durchaus in der gesamten westlichen Welt veranstaltet werden, nicht nur in den USA. Deswegen müssen wir mit absoluter Priorität die internationalen Verbindungen ermitteln, und wenn möglich, zerschlagen. Alles andere kommt danach ...“

„Einen Moment, August.“

Lund fiel seinem Chef unwillig in den nicht enden wollenden Redeschwall.

„Du weißt, wir haben gestern diesen Novitzki gefunden. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass es sich bei dem Täter um einen Psychopathen handelt. Der könnte wieder zuschlagen.“

Strindberg hob abwehrend die Arme, blies demonstrativ die Luft durch die schlaffen, herunterhängenden Wangen. Wie ein gedopter Leguan, schoss es Lund durch den Kopf. Er musste unwillkürlich grinsen.

„Ich weiß, ich weiß, Pieter. Wir können aber trotzdem nur eine kleine Ermittlungsgruppe einsetzen. Dennoch wäre es natürlich das Beste, wenn diese Geschichte so schnell wie möglich aufgeklärt wird.“

Vorabdruck aus Holger Biedermann, Von Ratten und Menschen, Kriminalroman, erscheint am 28.8. bei Edition Nautilus Hamburg, 192 S., 12,90 Euro, © Edition Nautilus

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