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sicherheitsstadtplanGefährlicher Quatsch

Als der Afrika-Rat und die Internationale Liga für Menschenrechte kurz vor der Fußballweltmeisterschaft ankündigten, eine Karte sogenannter No-go-Areas in Berlin zu veröffentlichen, war die Aufregung groß. Die einen meinten, eine solche Karte biete eine wichtige Orientierung. Andere kritisierten jedoch, dass eine Gegend, die nicht als No-go-Area ausgewiesen werde, noch lange nicht sicher sei. Am Ende nahmen die Organisationen von ihrem Vorhaben Abstand.

Kommentar von UWE RADA

Nun, ein Dreivierteljahr später, liegen die Karten auf dem Tisch. Die EU-Kommission selbst hat sie herausgegeben. Doch an der Fragwürdigkeit des Ganzen hat sich nichts geändert.

Im Gegenteil: Auf einer Datenbasis von 600 Befragten pro Stadt, also weniger, als jedes Meinungsforschungsinstitut für eine repräsentative Umfrage braucht, hat Brüssel soeben die Kriminalitätsstudie EU ICS veröffentlicht. Wir stellen fest, dass es in Deutschland weniger Korruption geben soll als in Griechenland, dafür aber mehr sexuelle Übergriffe. Von allen zehn Metropolen, die untersucht werden, liegt Berlin demnach im sicheren Mittelfeld.

Das entscheidende an der Befragung ist aber nicht der Ländervergleich, sondern das „Mapping“ in jeder Stadt. Namentlich die Kleinräumigkeit der Karten zu Autodiebstählen oder sexueller Belästigung gibt jedem das Gefühl, seinen Kiez identifizieren zu können.

Doch was ist das für eine Aussage, wenn drei oder vier Befragte mit ihrem subjektiven Eindruck über Wohl und Wehe eines Quartiers entscheiden? Dass sich subjektive Furcht und reale Bedrohung voneinander unterscheiden, ist seit langem Gegenstand der Stadtforschung. In Brüssel ist das offenbar noch nicht angekommen.

Die geringe Aussagekraft des Unternehmens wird in keinem Verhältnis zu seinen Folgen stehen. So wie jeder heute beim Wohnungswechsel die Verfügbarkeit von DSL checkt, so wird künftig jeder einen Blick in diese Karten werfen. Der gefährliche Quatsch aus Brüssel verändert damit nicht nur den Immobilienmarkt, er schafft auch neue Stigmata.

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