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serieVieldimensionale Krankheiten

Die Arte-Serie „Everyone is Fucking Crazy“ behandelt psychische Probleme mit Feingefühl und Humor

Komik, Tragik und Freun­d*in­nen­schaft Foto: Real Film

Psychische Probleme zu beschreiben, in Worte zu fassen, für andere greifbar zu machen, das kann für Betroffene eine Herkulesaufgabe sein. Oft bietet Kunst eine Möglichkeit, die Gedanken begreifbar und die Gefühle fühlbar zu machen. Genau das schafft die Serie „Everyone is Fucking Crazy“, zu sehen in der Arte-Mediathek. Über acht Folgen gelingt es auf eine humoristische Art, ohne ins Alberne zu rutschen, mit der nötigen Ernsthaftigkeit und mit Feingefühl in die Gefühlswelten der Prot­ago­nis­t*in­nen einzutauchen.

Nach dem plötzlichen Tod der gemeinsamen Therapeutin treffen vier ihrer Pa­ti­en­t*in­nen aufeinander. Vier Jugendliche, die auf unterschiedliche Arten „abgefuckt“ sind von der Welt und probieren, irgendwie mit der eigenen Erkrankung klarzukommen. Nach den zahlreichen Stunden bei der mittlerweile so bedeutenden Therapeutin klafft da jetzt natürlich eine Lücke. Das erkennt auch Derya (Via Jikeli), selbst in therapeutischer Behandlung, die sich am Tatort als Assistentin der verstorbenen Dr. Thomalla ausgibt und diese Lüge fortan aufrechterhält. Von nun an übernimmt sie die Therapie von Chloë (Maja Bons), die von Angstzuständen und Zwangsstörungen geplagt ist, Mikal (Arsenij Walker), der seiner generalisierten Angststörung durch Drogenkonsum entkommen möchte, und Schröder (Luise von Stein), die sowohl ihr Aggressionsproblem als auch ihre rechte Vergangenheit nicht so richtig loswird. Eine explosive Mischung, die dennoch neue Freun­d*in­nen­schaf­ten entstehen lässt.

Regisseurin Luzie Loose zeigt in einer Ästhetik, die an den Serienhit „Euphoria“ erinnert, die Vieldimensionalität psychischer Krankheiten. Die mitreißende Performance der Prot­ago­nis­t*in­nen offenbart die Tragik, aber auch die gelegentliche Komik ihres Alltags. Es ist ein Plädoyer für die Hoffnung, die im freun­d*in­nen­schaft­li­chen Zusammenhalt liegt. Jonas Kähler

„Everyone is Fucking Crazy“, 8 Folgen, Arte

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