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segeln Der Franzose Amel Le Cléac’h konnte am Donnerstag die Vendée Globe in neuer Rekordzeit gewinnen. Die Hochseeregatta gilt als die härteste Einhandwettfahrt der WeltIn 74 Tagen um die Welt

von Sven Hansen

Am Donnerstag um 16.37 Uhr war es so weit. Amel Le Cléac’h kreuzte nach 74 Tagen, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden auf See als Erster das Ziel vor dem französischen Atlantikbadeort Les Sables-d’Olonne im Department Vendée.

Von dort waren am 6. November letzten Jahres 29 Solosegler in ihren Hightechyachten zur Regatta Vendée Globe gestartet – nonstop um die Welt. Hunderttausende Franzosen hatten sie zur achten Auflage dieser alle vier Jahre stattfindenden Extremwettfahrt verabschiedet. Der Kurs über 24.400 Seemeilen führt entlang des Südpolarmeers einmal um den Globus. Gewonnen haben bislang immer Franzosen.

Am Donnerstag nun bereiteten Hunderte Boote Le Cléac’h, Frankreichs neuestem Helden, einen triumphalen Empfang. Als der Druck von ihm fiel, brach der zurückhaltende und etwas eigenbrötlerisch wirkende Bretone in Tränen aus. Der 39-Jährige hatte sich selbst unter großen Erfolgszwang gesetzt: 2008/9 und 2012/13 war er jeweils Zweiter geworden, zuletzt mit nur gut drei Stunden Rückstand. Jetzt hatte er verkündet, alles andere als ein Sieg sei für ihn eine Niederlage.

Bei der Rundung des legendären Kap Hoorns an der Südspitze Südamerikas betrug Le Cléac’h’ Vorsprung vor dem Zweiten, dem Briten Alex Thomson, noch 800 Seemeilen. Le Cléac’h und Thomson hatten ihr Schiff jeweils vom selben französischen Konstruktionsbüro entwerfen lassen. Doch Thomson, der zeitweilig führte, hatte einen radikaleren Entwurf bevorzugt und damit letztlich das schnellere Schiff. Zu Wochenbeginn kam er noch einmal auf 35 Seemeilen an Le Cléac’h heran. „Er tat mir leid“, sagte Thomson später. „Ich war der Jäger, er der Gejagte.“

Bei Flautenzonen im Atlantik musste der später neu einsetzende Wind möglichst exakt vorherberechnet werden, um sich dann dort zu platzieren, wo er als Erstes eintrifft. Das ist extrem nervenaufreibend vor allem für den auf Verteidigung segelnden Ersten.

Doch unmittelbar vor dem Ziel fiel Thomson wieder zurück. Am Freitagmorgen kam er 16 Stunden nach Le Cléac’h an. Sein Boot hatte bereits nach einem Drittel der Strecke eine Tragfläche durch eine Kollision mit Treibgut verloren. So konnte er nur mit Wind von einer Seite optimal segeln. „Es war, als segelte ich zwei verschiedene Boote“, sagte er. Auf dem optimalen Bug schaffte er mit 536,8 Seemeilen einen neuen 24-Stunden-Rekord, womit er Le Cléac’h zusätzlich unter Druck setzte.

Doch zum Schluss konnte Thomson nur auf dem langsamen Bug segeln und musste Probleme mit der Elektronik verkraften. Der Autopilot funktionierte nicht mehr richtig und führte immer wieder zu Kursabweichungen. Auch die automatische Positionsmeldung (AIS), die zur Kollisionsverhütung wichtig ist. Er habe in den letzten drei Tagen nur fünf Stunden geschlafen, die letzten 24 Stunden gar nicht, sagte er im Ziel.

Die letzten Boote im Feld haben noch nicht einmal Kap Hoorn umrundet. Ihre Ankunft in Frankreich wird erst in zwei bis drei Wochen erwartet

Für den Walliser war es bereits die vierte Teilnahme. Zuletzt war er Dritter geworden, davor hatte er zweimal mit Materialproblemen aufgeben müssen. Auch jetzt schieden von den 29 Startern bereits 11 aus wegen Mastbrüchen und Kollisionen mit Treibgut. In einem Fall drohte sogar das Auseinanderbrechen des Rumpfes.

Auf Platz drei liegt derzeit der Franzose Jérémie Beyou. Er hatte am Freitag noch gut 500 Seemeilen vor sich. Die letzten Boote im Feld, die noch nicht einmal Kap Hoorn umrundet haben, werden erst in zwei bis drei Wochen erwartet.

Bei dieser Vendée Globe waren die führenden Boote erstmals alle mit Foils genannten Tragflächen ausgestattet. Sie heben die 19 Meter langen Schiffe vom Typ Open 60, die jeweils nach dem Hauptsponsor benannt sind, ab einer bestimmten Geschwindigkeit aus dem Wasser. Das verringert den Widerstand und erhöht die Geschwindigkeit weiter, vor allem bei weniger Wellengang. Längst gängig sind inzwischen nach Luv neigbare Kiele sowie mehrere tausend Liter Wasserballast innenbords. Beides ermöglicht größere Segelflächen, macht Wenden und Halsen für die Segler aber extrem arbeitsaufwändig und zu einer langwierigen Prozedur.

Die Weiterentwicklung der Boote macht sie immer schneller, für die Segler aber wirkt es wie die Fahrt auf einer Buckelpiste. Bei der ersten Vendée 1989/1990 war der Sieger noch mehr als 109 Tage unterwegs. Le Cléac‘h war jetzt mit seinen 74 Tagen vier Tage schneller als der Sieger vor vier Jahren.

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