schwarz-grün?: Bezirkliche Farbenlehren
Grün wählt schwarz, schwarz wählt grün. Unionsmann Klaus Landowsky frohlockt, SPD-Genosse Ralf Wieland tobt. Was nicht erst angesichts der kommunalpolitischen Wirrungen und Wendungen schon manchem Landespolitikern im Kopf rumspukt, scheint in den Bezirken nun konkret zu werden. Zuerst im künftig zentralen Bezirk der Republik, dem Fusionsbezirk Mitte, nun in Kreuzberg-Friedrichshain.
Kommentarvon UWE RADA
Alles Wunschtraum oder Albtraum, je nach politischer Perspektive auf das Geschehen. Und vor allem: Alles Unsinn! Die beiden Parteien CDU und Grüne verbindet in Mitte nicht mehr als SPD und Grüne in Tempelhof oder SPD und CDU in Wedding. Es ist ein Mix aus Pragmatismus und Sympathie, der mit politischer Farbenlehre so viel zu tun hat wie Goethe mit Physik. Und schon gar nicht kann man daraus weit reichende Rückschlüsse auf die Landespolitik ziehen. So gerne es manch einer tun würde.
Bestes Beispiel für den Pragmatismus ist der Bezirk Mitte. Warum sollten die Grünen Joachim Zeller (CDU) nicht zum Bürgermeister von Mitte wählen? Warum einen verlässlichen Bürgermeister der falschen Couleur gegen einen Weddinger Autokraten der scheinbar richtigen eintauschen? Schwarz-grün ist das noch lange nicht, oder würde etwa jemand die hervorragende Zusammenarbeit von Zeller mit dem PDS-Finanzstadtrat als Liaison schwarzer und blutroter Socken outen?
Ähnlich verhält es sich in Friedrichshain und Kreuzberg. In Ersterem herrscht ohnenhin die „nationale Front“ von CDU, SPD und PDS, und in Kreuzberg hat die CDU zwar mit der PDS Probleme, nicht aber mit den Grünen, ausgenommen deren Bürgermeister. In manchen WGs, da kann man sicher sein, geht es bestimmt politischer zu.
Bleibt als Motiv die Ablehnung der PDS. Oder die Neuauflage der Rote-Socken-Kampagne, falls die mit der SPD zusammengeht. Aber auch das wäre kein Aufreger mehr. Mehr dazu: siehe oben.
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