schnittplatz: Sehr geehrte Frau Löffler, danke . . .
. . . Sie haben das einzig Richtige getan, als Sie am Freitag ZDF-Intendant Dieter Stolte Ihr Ausscheiden aus dem „Literarischen Quartett“ mitteilten und am Samstag in der Süddeutschen Zeitung Ihre überzeugende Begründung veröffentlichten.
Jenseits von medientheoretischen Betrachtungen: Kein Mensch wird Ihnen vorwerfen können, Sie hätten kampflos das Feld geräumt, nachdem Sie schon am 14. April jeglichen Sinn für Liebe im Roman abgesprochen bekamen und Hellmuth Karasek feststellte: „Frau Löffler, es wird etwas nicht falscher, nur weil Sie es gesagt haben.“ Am 30. Juni nun legte Reich-Ranicki mit seinen persönlichen Attacken nach, um Sie via Bunte nochmals zu beschimpfen, was Karasek daraufhin ebenso im Stern tat. In der Wirklichkeit der freien Wirtschaft nennt man so was Mobbing. Karasek und Reich-Ranicki haben jegliches Niveau verlassen und Sie mit Hilfe der Medien an den Pranger gestellt. Wenn Karasek in einem Anfall von Infamie im Stern befürchtete, Sie könnten zur „Jeanne d’Arc der Literaturkritik“ werden, dann ist das erstens völliger Quatsch und zweitens seine eigene Schuld. Um mit Größe aus alledem rauszukommen, hatten Sie gar keine andere Wahl, als endlich das „Literarische Quartett“ zu verlassen. Sollte das ZDF nun beschließen, das Format zu erhalten, würde der Sender sich zum Verbündeten einer geschmacklosen Intrige machen. Mit Ihrem Abschied haben Sie die Struktur und das Wesen des „Quartetts“ unübersehbar offengelegt: Jeder Literaturkenner, der künftig als Gast in die Sendung kommt, und jede Literaturkritikerin, die eventuell Ihren Platz einnimmt, diskreditiert sich selbst. Denn der Grund hierfür kann – außer einer höchst fragwürdigen Sympathie für die beiden Witzfiguren – auf keinen Fall die Liebe zur Literatur sein. Eher wohl schon die grassierende „Mediengeilheit“. Die Zeit, in der wir künftig das „Literarische Quartett“ sowieso nicht mehr gucken, werden wir gerne nutzen, um Ihre bald neu erscheinende Zeitschrift „Literaturen“ zu studieren. ANIA MAURUSCHAT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen