schnittplatz: Auf Wiedersehen in Pfaffenhofen
In diesen Tagen schaut die Welt nach Pfaffenhofen. Hier, im idyllischen Städtchen an der Ilm, mitten im magischen Fünfeck der bayerischen Metropolen, fing alles an mit EM.TV.
Und noch immer freut sich der Landrat über den starken Standort und innovative Firmen mit den typischen Eigenarten und Vorteilen, die „uns in Bayern“ stark machen. Auch wenn die Gebrüder Haffa mit ihrem Programm- und Lizenzhandel längst das Weite gesucht haben und auf die Gewerbewiese nach Unterföhring gezogen sind, irgendwo auf halbem Weg zwischen Münchner Flughafen und dem großen Nichts.
In Pfaffenhofen, so war kürzlich noch im Fernsehen zu sehen (und am 17. 11. hier zu lesen), leben Hopfenbauern. Der Rest der Einwohner besteht aus EM.TV-Aktionären. Und auf dem Papier waren auch schon mal alle Millionäre. Bis zur vergangenen Woche jedenfalls. Oder bis Montag. Und wurden auch gestern noch stündlich ärmer.
Nichts aber von Weinerlichkeiten, Krisenstimmung und schlechter Laune: „Vorweihnacht der guten Herzen“ ist die Nachricht des Tages im Pfaffenhofener Kurier. Vom Pleitegeier keine Spur: Das Vorjahresergebnis beim Wohltätigkeitskonzert, heißt es da online, wurde sogar um gut 200 Mark übertroffen. Auch der Bauhof ist für den kommenden Winter gut gerüstet, der „Meisinger“-Baufachmarkt macht ebenfalls nicht dicht, der Christkindlmarkt hat seit dem Wochenende auf, und Haffa? Haffa kommt weiter hinten, in der Wirtschaft.
Da wird dann allerdings vehement eine Frage gestellt, die das Handelsblatt schon zu beantworten wusste. Nämlich die nach den persönlichen Konsequenzen, neudeutsch: dem Rücktritt des „einstigen Sonnyboys“ und Firmengründers Thomas Haffa.
Der hat nun zwar noch immer die Aktienmehrheit auf seiner Seite, aber jetzt auch seinen alten Ziehvater Leo Kirch mit am Tisch sitzen. Der künftige Prinzipal mit Sperrminorität und sein Kronprinz Dieter Hahn sollen von Haffas Auftritt bei der montäglichen Pressekonferenz so vergrätzt gewesen sein, dass der uneinsichtige Konzernlenker („Ich habe mit keine Vorwürfe zu machen“) im Hause Kirch nur noch als „Übergangslösung“ geduldet wird.
Pfaffenhofen wartet schon. STG
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