schnittplatz: Kirch vs. Kirch
Da haben wir nochmal Schwein gehabt: Aus Wut über die mangelnde Treue der Ballsportinteressierten und die folglich arg verkorksten „ran“-Quoten wollte Sat.1 ja eigentlich einen klaren Schnitt machen und den Senderball, das bunte Markenzeichen seit Anbeginn des Privatfernsehens, durch einen spitz nach unten (Unterföhring?) weisenden Daumen ersetzen.
Umso größer war gestern die Erleichterung, als uns folgende offizielle Mitteilung erreichte: „Der Sat.1-Ball bleibt als Markenzeichen bestehen“, hieß es da, mehr noch: „Der Sat.1-Ball bildet die ‚Energiequelle‘ für die Gestaltung, aus ihm heraus kommt die Bewegung“, fortsetzte sich die Presseabteilungslyrik. – Doch, ach, dem Ball geht die Luft aus: „Die zwölf Farben reduzieren sich auf neun, der Ball erhält kantigere Flächen.“ Kantigere Flächen? Eck-Ball?
Und nicht nur das: „Auch der Schriftzug Sat.1 folgt der neuen Ausrichtung und hat neben der vorherrschenden runden Form ebenfalls kantige Brüche.“ Dies wiederum passt voll ins Programm: Kantige Brüche gibt’s da allenthalben, gestern eigenproduziertes TV-Kino vom Feinsten („Wambo“, „Vera Brühne“), heute dafür wieder Mal „Natalie – Endstation Babystrich“ (echt wahr, 20.15 Uhr).
Der „ran“-Ball liegt währenddessen mal wieder in der Hälfte von Premiere World: Ab Samstag soll „ran“ – vorbehaltlich der bis zum verflixt frühen Redaktionsschluss dieser Seite noch nicht vorliegenden, aber erwarteten Zustimmung der DFB-Ligafürsten – schon um 19.00 Uhr anfangen und erträgliche 75 Minuten dauern. Und das ohnehin nicht übermäßig erfolgreiche Rettungskonzept von Premiere World, mit dem späten „ran“ die Balljunkies zum d-Box-Abo drängen wollte, ist so auch gleich halbamtlich für gescheitert erklärt. Was erwartet man auch, wenn Kirch gegen Kirch spielt.
Hauchzarten Trost könnte da höchstens ein Blick ins Mutterland des Fußballs bringen: Da hatte der Privatsender ITV für gutes Geld die BBC-Sportlegende Des Lynam abgeworben, einen Brocken vom Erstligageschehen gekauft – und zur besten Sendezeit am Samstagabend mit 4,3 zu 6,7 Millionen Zuschauer voll gegen Anne Robinsons Ätz-Quizshow „The weakest link“ verloren.
STEFFEN GRIMBERG
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