schnelleres abitur: Gekürzte Zeit der Vorfreude
„Aber Schluss mit dem Quatsch / jetzt wird Geld verdient / die Schule ist vorbei /der Sommer ist vorbei und er bleibt vorbei / und ab heute / ab jetzt / sind wir frei.“ Man müsste diesen Kommentar hören können, denn dieses wunderbare Lied vom großen (und leider viel zu wenig bekannten) Liedermacher Bernd Begemann sagt eigentlich alles, was von Schulsenator Klaus Bögers Vorhaben zu halten ist, das Abitur schon nach zwölfeinhalb Jahren machen zu lassen: Es ist ein Verlust.
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Vieles an der Schulzeit wird im Nachhinein verherrlicht. Jede(r) hat ganz schreckliche Tage in der Penne verbracht, öde, angstbesetzte, brutale. Aber ab und zu gab und gibt es eben doch diese glorreichen Tage, Wochen oder gar Monate, da vielleicht das Lernen keine Lust war, aber zumindest das Treffen mit den Freundinnen und Freunden in der Schule und der Spaß mit ihnen das alles überdeckt – und für viele waren es gerade die letzten Wochen vor dem Abitur: das letzte Halbjahr, da alle wichtigen Prüfungen schon geschrieben waren, der Unterricht bestenfalls etwas Leichtes, fast Freiwilliges hatte.
Diese Zeit will Böger den Oberprimanern nun rauben. Damit sie schneller studieren können. Damit sie schneller in den Job kommen. Das mag volkswirtschaftlich sinnvoll sein. Vielleicht jubeln auch manche, dass sie die Last der Schulzeit ein halbes Jahr früher hinter sich bringen können. Dennoch ist es schade. Diese leuchtende Zeit der Melancholie und Vorfreude wird so weggekürzt. Sie ist nicht zu wiederholen. Böger sollte Begemann hören.
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