schlosskommission: Schluss mit der Gefühlsduselei
In regelmäßigem Abstand geben Politiker aller Couleur Statements zur Bebauung des Berliner Schlossplatzes ab. Schröder ist für den Wiederaufbau des Stadtschlosses, Klimmt dagegen. Die Grünen sind hin und her gerissen zwischen originaler barocker und moderner Architektur. Nur die CDU und PDS haben sich entschieden: Die einen wollen den ollen Schlüter wieder haben, die anderen den Palast der Republik. Das ist amüsant, aber gebracht haben die „persönlichen“ Ansichten nichts. Der Schlossplatz ist seit dem Fall der Mauer eine Brache, die geplante Kommission lässt seit einem Jahr auf sich warten und die Zukunft des Platzes bleibt ungewiss.
Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER
Wenn die Bundestagsabgeordneten nun die Behandlung des Themas im Bundestag fordern, hat das zumindest eine Konsequenz: Es ist eine Drohung an das Bundeskabinett und den Senat von Berlin, endlich Farbe zu bekennen bei der Besetzung der Kommission „Historische Mitte“, und der Appell, diese zu konstituieren. Ob es zugleich gelingt, den unhaltbaren Zustand aus Unentschiedenheit, Mutlosigkeit und Personengeschacher zu beschleunigen, bleibt dabei fraglich. Klar ist auch, dass eine Entscheidung für oder gegen den Wiederaufbau des Schlosses durch den Bundestag nicht herbeigeführt werden kann. Dafür haben die Abgeordneten keinen Auftrag.
Was die Debatte über den Schlossplatz jetzt benötigt, sind aber weder persönliche Vorstöße noch Drohungen. Sie braucht eine Enttabuisierung. Viel zu schwer wiegen bereits die Vorentscheidungen von Parteien, Verbänden und Architekten für die Schlossrekonstruktion. Der Architektur der Moderne gibt schon heute kaum noch jemand eine Chance. Damit verspielt man die Aussicht auf ein Zukunftsprojekt und übereignet sich selbst der Nostalgie.
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