schim-an-eck:
Kalifentag
Um elf Uhr morgens wacht er auf und tut sich gleich die Brille drauf. Um zwölf massiert es seinen Schädel. Um dreizehn Uhr poliert er seinen Säbel. Um vierzehn Uhr geht er fort zu einem ziemlich sündigen Ort: zu den Touristinnen auf der Domplatte wegen ner Latte. Um sechzehn Uhr ist er zurück. Er hatte mal wieder kein Glück. Um siebzehn Uhr schmerzt die Prostata. Etwas später ist der Doktor da. Plötzlich klingelt die Polizei. Im Nu sind die Schmerzen vorbei. Er flieht in die bereitstehende Nachbarswohnung, flink wie das Wiesel und kennt keine Schonung. Um achtzehn Uhr ist die Luft wieder rein. Er schwebt als Erzengel Gabriel ein. Um zwanzig Uhr isst er geräucherte Hammelhoden zur Kraft und Stärkung für den männlichen Odem. Um dreiundzwanzig Uhr geht‘s zur Polizeistation. Dort wartet voll die Presse schon. Einmal pro Woche lässt er sich hier blicken, sonst tun se ihn nach Anatolien zurückschicken.
Um ein Uhr nachts isst er noch was Kümmel zur Linderung für seinen maladen Pimmel. Um zwei legt er sich zu seiner Frau ins Bett. Die schnarcht schon friedlich und ist so wunderbar fett. Doch da, o Schreck! Die Brille ist weg. Wo hat er seine wunderbare Fielmann nur gelassen? Bestimmt bei den Bullen. Er kanns nicht fassen. Doch morgen ist auch noch Kalifentag. Und Allah hilft jedem, den er mag.
Jürgen Schimanek
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