Kommentar: 's geht doch !
■ Wie die Fraktionen Beine kriegen
Was hat er Prügel einstecken müssen, der Viertel-Bürgermeister Heck wegen seines Vorstoßes zur Reform des bremischen Politikapparates. Was ist er beschimpft worden von den Mitgliedern der Verfassungskommission der Bürgerschaft, quer durch die Fraktionen: Er habe keine Ahnung, was er vorschlägt, das sei der blanke Populismus. Noch nichtmal die Frage nach einer Verkleinerung des Parlamentes wollten die Parlamentarier gelten lassen. Weniger Parlamentarier, das geht gar nicht, allein wegen Bremerhaven, hieß es. Heck – eine Zumutung.
Keine zwei Wochen später sieht die Welt plötzlich ganz anders aus. Plötzlich tritt die FDP vor das staunende Publikum und fordert frank und frei die Verkleinerung der Bürgerschaft, zwar nicht auf 51 Abgeordnete, wie Heck gefordert hatte, sondern auf 75, aber immerhin. Und bei den Grünen regt sich dasselbe. Na also, geht doch! Das ist gut und nicht schlecht, die Blockade einiger Abgeordneter ist gebrochen, und wir wollen nicht geißeln, wenn sich mal einer bewegt. Aber komisch ist es schon und durchaus nochmal der Rede wert.
Und es ist eine Ermutigung, sich nicht durch vorschnelle und heftige Abwehrreaktionen von der Kritik abhalten zu lassen. Was jetzt in der Diskussion ist, das ist ein erster Schritt. Was der Bevölkerung zugemutet wird, das muß sich auch der Apparat zumuten. Sonst wird er sich auf Dauer selbst abschaffen. Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen