rudis reste rampe. ein nachruf von WIGLAF DROSTE
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Mit manchen, die das Grundrecht auf Blamage öffentlich wahrnehmen, kann man Mitleid haben – aber nicht mit Rudolf Scharping, nicht mit dem. Spachtelmasse für Sommerlöcher wäre noch das freundlichste, das man ihm nachrufen könnte.

Auch dass er am Ende aus den vorgeschobensten und falschesten Gründen aus dem Amt des Kriegsministers entlassen wurde, ändert nichts an der Tatsache, dass Rudolf Scharping die politisch und persönlich abstoßendste Erscheinung ist, die seit dem Liebknecht-und Luxemburg-Mordbefehlshaber Gustav Noske von der deutschen Sozialdemokratie hervor- und in Stellung gebracht wurde.

Selbst wenn die Pflicht erfüllend brüllköpfige Mundgeruchfigur Peter Struck als Nachfolger im SPD-Kompetenzdarstellerteam bloß Schröders Wiederwahlchancen erhöhen soll und schöne Bild-Quoten nicht durch weniger kriegsgeile Anwandlungen stören wird – wenigstens diese eine, seine, Scharpings Visage gibt es nicht mehr im Dauertakt um Augen und Ohren gedroschen. Das ändert nichts und tut dennoch wohl.

Dabei hat Scharping in seiner eigenen Partei ausreichend Konkurrenz auf den Posten des Allerwiderwärtigsten. Die größte: sein Chef, der zu Scharpings Karriereknick nach mehrfachem Abwägen das tat, was autoritäre Zwangscharaktere aller Couleur ganz entzückt „ein Machtwort sprechen“ nennen, ist ähnlich obszön gestrickt wie der von ihm taktisch geschickt Demissionierte, aber entschieden kühler beraten und sieht deshalb pragmatischer aus. Und die scheinbar SPD-externen unterirdischen Figuren und Luftpumpen-Eklinge aus CDUCSUFDP, die wahlkämpfend angestrengt zu frohlocken versuchen, sind in jeder Hinsicht verzichtbar. Streikt die Müllabfuhr, oder warum sind die alle am Start? Demokratie ist oft seltsam.

Von all dem unberührt empfinde ich eine gänzlich nichtnaturtrübe Freude über den Niedergang eines kleinen Drecksacks, der so unbedingt ein großer sein wollte, und das um veritabel jeden Preis. Es ist gar nicht nur der Mann allein, es ist auch der Typus – den man in Scharpings Fall auch Typhus nennen kann.

In Scharping kommt das Getretene, Geschlagene, psychisch Vollkaputte zum Zug, zum Gegenzug. Da wird zurückgeschlagen, erbarmungslos, gegen das, was der Kleinbürger hat erdulden müssen. Ich möchte solchen Elendshaufen, egal, für was sie politisch zu stehen behaupten, nicht ausgesetzt sein. Scharping aber ist klebriger als jedes Kaugummi unterm Schuh. Egal, wer dieses Zeug aus welchen, eventuell sogar noch mieseren Motiven wegschrappt – es ist gut!

Wird es also eine Welt ohne Scharping, eine so gesehen bessere Welt geben? O nein! In Zeiten, als persönliche Verantwortlichkeit etwas galt, hätte sich einer an Scharpings Stelle entleibt – doch Rudolf Scharping, da darf man bis zum wiederholten Erbrechen sicher sein, der bleibt, als was auch immer. Denn noch das Würdeloseste auf dieser Welt ist für Rudolf Scharping noch lange nicht würdelos genug.