rot-rot allein zu haus: Kollegen gegen Genossen
Es ist nun wirklich unübersehbar, wie schlecht es um die Beziehung des rot-roten Senats zu den Gewerkschaften bestellt ist: Wenn der Senat von Klaus Wowereit und Gregor Gysi tief greifende Veränderungen der Landesbehörden bespricht, werden Vertreter von Gewerkschaften nicht dazu geladen. Die Arbeitnehmerseite revanchiert sich auf ihre Weise, indem dann auch die Personalräte absagen. Einen Mentalitätswechsel für die ganze Metropole hat Klaus Wowereit angekündigt und bekommt noch nicht einmal eine konstruktive Atmosphäre zu seinen eigenen Mitarbeitern hin: Rot-Rot allein zu Haus.
Kommentar von ROBIN ALEXANDER
Eine Posse ohne Nachrichtenwert, könnte man meinen. Leider nicht. Ohne Kooperation der Gewerkschaften wird es keine Sanierung der Landesfinanzen geben. Nur wer Berlin nicht kennt, konnte hoffen, eine Regierung aus Parteien mit einer Vergangenheit in der Arbeiterbewegung würde sich effizienter mit den Gewerkschaften auseinander setzen können als ein bürgerlicher Senat.
Nein, hier geht es nicht um Weltanschauliches, sondern um Interessen. Um Interessen, die so unterschiedlich sind, dass es besonderer Begabungen und Fingerspitzengefühls bedürfte, sie doch noch auf einen Nenner zu bringen. Das Gegenteil geschieht: Der Regierende und sein Finanzsenator kränken jene, auf deren Einsicht sie angewiesen sind. Und die Gewerkschaften glauben noch immer, die Öffentlichkeit würde auf Dauer hinnehmen, dass Berlin an den Ausgaben für sein Personal kaputtgeht.
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