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restrauschenMauerbauer

„Endlich lacht das Morgenrot“ (Sa., 9.05 Radio Kultur und MDR Kultur; So., 9.00 Radio Bremen 2 und 15.05 WDR 3)

Walter Ulbricht hat nie eine Mauer errichtet. Er war nämlich Tischler. Auch Nikita Chruschtschow und Erich Honecker machten sich am 13. August 1961 die Finger nicht schmutzig. Die Grenze zwischen Ost- und Westberlin schlossen Horst Zimmermann, Konrad Zink, Jürgen Specht, Dietrich Marquart und einige tausend andere Genossen. Sie rollten den Stacheldraht aus, fuhren Wasserwerfer vor und fischten die letzten Flüchtlinge aus der Spree.

In den zahlreichen Dokumentationen zum Mauerbau kommen die Grenzverriegler im Gegensatz zu Ulbricht, Honecker und Chruschtschow trotzdem kaum vor. Thomas Franke hat aus ihren Erinnerungen nun ein Feature gemacht.

Reue darf man von den einstigen Kämpfern in der Sendung nicht erwarten. Alle vier Gesprächspartner meldeten sich auf Anzeigen in der ehemaligen SED-Zeitung Neues Deutschland beim Autor, ein fünfter sprang jedoch wieder ab, weil er fürchtete, „dass das wieder so eine Sendung gegen die DDR wird“. Die Angst war unbegründet. Es ist aber auch keine Sendung für die DDR geworden. Sondern eine Alltagsgeschichte aus Sicht der kampfbereiten Anhänger des SED-Regimes.

Der Beschluss zum Bau der Mauer überraschte sie ebenso wie das restliche Volk. So riss Wasserschutzpolizist Marquart der Einsatzbefehl morgens um zwei aus dem Schlaf. Kampfgruppen-Mitglied Zimmermann hatte das Wochenende noch bei den Schwiegereltern verbracht, bevor er ahnungslos auf Arbeit ging und zur Grenze abkommandiert wurde.

Er erzählt von einem Tag voller Angst („Die prekärste Situation, die ich erlebt habe“), der doch ein Feiertag für ihn wurde: „Ich würde mich auch heute wieder an die Grenze stellen und sie sichern.“ Die Motive dafür kommen leider sehr kurz. Dass Autor Franke die Überzeugungen der Männer kaum hinterfragt, macht einen bei dem sonst anschaulichen Stück etwas ratlos. Nur die unterlegte schwermütige Musik verdeutlicht, dass es um einen traurigen Tag in der Geschichte geht. Die SED sah das freilich anders und ließ nach der Grenzschließung komponieren: „Endlich lacht das Morgenrot“. RALF GEISSLER

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