regierungspartei pds: Der Fluch der Stärke
Was den Magdeburger Genossen billig war, wäre auch in Berlin vielen Sozialisten recht gewesen: Ein bisschen regieren und ein bisschen opponieren – das hätte Realos und Fundis in der PDS gleichermaßen befriedigt. Für die Bewohner der einstigen Frontstadt wäre eine solche Tolerierung die ideale Einstiegsdroge gewesen. Niemand hätte befürchten mussen, von einem kommunistischen Senator gegängelt zu werden.
Kommentarvon RALPH BOLLMANN
Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. In Berlin ist die PDS zu stark, als dass sie sich um die klare Alternative zwischen Regierung und Opposition herummogeln könnte. Zu stark aber auch, als dass die übrigen Parteien an ihr vorbeikämen. Ohne die PDS, das ist mittlerweile auch den Sozialdemokraten klar, lässt sich die große Koalition nicht ablösen.
Eilt die PDS weiter von Wahlerfolg zu Wahlerfolg, wird sich die CDU allerdings beruhigt zurücklegen können. Mit jedem Zuwachs der PDS wird die Neigung der Sozialdemokraten sinken, sich auf ein Bündnis einzulassen. Wird die SPD von der PDS gar überflügelt, hat sich die rot-rote Option vollends erledigt – kein gestandener Sozialdemokrat wird sich einem PDS-Bürgermeister unterordnen.
Das muss die PDS bedenken, wenn sie mit dem Gedanken an einen Spitzenkandidaten namens Gregor Gysi spielt. Wenn der Gysi-Schock die SPD dazu bringt, in Berlin endlich präsentables Personal aufzubieten, hätte die Idee ihre Funktion erfüllt. Räumt Gysi allerdings die sozialdemokratischen Stimmen ab, darf Eberhard Diepgen bis zur Rente Bürgermeister bleiben.
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