■ Die Anderen: "Le Monde" meint zu dem Kompromiß um das Berliner Holocaust-Mahnmal / "Le Journal du Dimanche" lobt die deutsche Informationspolitik in Sachen Atomenergie
„Le Monde“ meint zu dem Kompromiß um das Berliner Holocaust-Mahnmal: Es war höchste Zeit, daß diese Diskussion ein Ende findet. Denn über die unterschiedlichen Bewertungen des Projekts von Peter Eisenman oder die bürokratischen Streitereien zwischen konkurrierenden Behörden hinaus wurde die Debatte über das Mahnmal in einem immer ungesunderen Klima geführt. Sie konnte nicht von der Kontroverse getrennt werden, die Martin Walser mit seinen Äußerungen gegen auferlegte Reumütigkeit und Erpressung mit Auschwitz ausgelöst hat. Oder von Glossen über die neue „Normalität“ Deutschlands, über eine emanzipierte Berliner Republik, die an die Stelle einer bevormundeten Bonner rückt.
„Le Journal du Dimanche“ lobt die deutsche Informationspolitik in Sachen Atomenergie: Seltsam, diese Deutschen! Sie tun, was sie sagen. Diese Art, Versprechen zu halten, ist für Franzosen überraschend. Als Schröder und die Grünen vom Ausstieg aus der Atomenergie sprachen, glaubte man, daß es sich um unverbindliche Höflichkeitsformel, ein Dankeschön an die Öko-Wähler handele. So wird es ja in Frankreich gehalten. Vielleicht haben die Deutschen in der Sache nicht recht. Aber sie konnten sich in voller Sachkenntnis entscheiden. Jenseits des Rheins wird, seit das erste AKW in Betrieb ging, debattiert. In Frankreich hingegen ist die Information über Atomenergie undurchsichtig wie Kathedralenglas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen