■ Die Anderen: "La Repubblica" zur neuen Fluchtwelle nach Italien / "Quest France" zur Hungersnot im Sudan / Die "Basler Zeitung" kommentiert die Polizeiaktion gegen Kosovo-Albaner / "Financial Times" zu der Affäre Clinton - Lewinsky
Die römische Tageszeitung „La Repubblica“ schreibt über die Hintergründe der neuen Fluchtwelle nach Italien: In das große Geschäft im Zusammenhang mit illegalen Fluchten sind unter anderem auch wichtige Bereiche der lokalen Elite in den jeweiligen Ländern verwickelt. Diese sind entschlossen, sich nicht nur an den abnormen Kosten für die Überfahrten zu bereichern, sondern auch am immensen Geldfluß der Überweisungen ihrer Mitbürger aus dem Ausland. Das ist schnelles und sicheres Geld. Aber wenn dadurch auch auf dem Papier die katastrophalen Zahlungsbilanzen ausgeglichen werden, so verschärft es doch in Wirklichkeit nur das Mißverhältnis zwischen der Elite und dem Volk.
„Ouest France“ (Rennes) schreibt zu der Hungersnot im Sudan: Es handelt sich um eine Katastrophe, die niemanden überraschen dürfte. Vor mindestens sechs Monaten haben die ersten Warnzeichen die Hungersnot im Südsudan angekündigt. Eine Region im Krieg seit 15 Jahren, deren Bevölkerung heute einen hohen Preis dafür zahlt. In diesem Konflikt stehen sich der Norden und der Süden gegenüber, der dessen Vormundschaft ablehnt. Das Drama, das sich in Südsudan abspielt, ist weniger das Ergebnis klimatischer Bedingungen – sie haben natürlich ihren Anteil daran – als vielmehr das Resultat des Wütens der kriegerischen Fraktionen, die unter den Fittichen der sich bekämpfenden Machthaber operieren.
Die „Basler Zeitung“ kommentiert die Polizeiaktion gegen Kosovo-Albaner: Die Schweiz ist mehr als nur Nebenschauplatz im Kosovo-Konflikt. Hier wurde Geld für Waffenkäufe gesammelt und Personal rekrutiert. Spät haben die Behörden auf diese Erkenntnisse reagiert. Es ist zwar nachvollziehbar, daß die Scheiz jetzt gegen die Geldbeschaffung der „Befreiungsarmee“ aktiv wird. Die Aktion wirkt sich aber praktisch als Parteinahme zugunsten des repressiven serbischen Regimes aus. Die Albaner sind im Kosovo nicht die Täter, sondern in erster Linie Opfer. Wer der „Befreiungsarmee“ den Geldhahn zudrehen will, müßte auch ganz laut protestieren, wenn Serbien im Kosovo die Menschenrechte der Albaner mit Füßen tritt.
Die „Financial Times“ (London) kommentiert die neuen Entwicklungen bei den Ermittlungen gegen US-Präsident Bill Clinton: Alle US-Bürger sind nach dem Recht gleich, und das gilt auch für den Präsidenten. Allein aus diesem Grund sollte sich Präsident Bill Clinton bereit erklären, über seine Beziehung zu Monica Lewinsky auszusagen. Er könnte damit die Ermittlungen gegen ihn zu ihrem seit langem überfälligen Ende führen. Diese Untersuchungen dauern schon viel zu lange an. Sie haben der Präsidentschaft Clintons mehr durch Anspielung als durch Beweise geschadet. Im Grunde geht es um einen politischen Prozeß, der mit Clintons Hilfe zum Abschluß gebracht werden könnte.
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