produkttest: Eine explosive Mischung
Schon der Geruch beim Öffnen der Tüten haute mich fast um. Drinnen waren Grünkohlchips der Marke – böses H-Wort! – „Heimatgut“, Geschmacksrichtung „Sour Cream & Onion“ und „Rote Bete & Limette“. Eine Duftwolke breitete sich aus, als wäre eine Suppenwürzpulverfabrik in die Luft geflogen. Die Chips mit Roter Bete sahen aus wie Broschen für Flötenlehrerinnen; ich hätte sie gerne angesteckt, es fehlte nur die Nadel. Also biss ich rein, knuspernd zerfiel das Blatt, der Geschmack war suppenwürzpulvermäßig – viel zu – kräftig. Beim zweiten Blatt spielte sich die Grünkohlnote in den Vordergrund, es wurde besser. „Sour Cream & Onion“ war ähnlich explosiv, was nicht als Kompliment gemeint ist, außerdem sind die Chips eine Kalorienbombe, mit über 500 kcal auf 100 Gramm. Dabei sind sie nicht mal frittiert – aber mit Cashewkernen versetzt. Nur zu Testzwecken aß ich weiter, bald war mir übel. Ich brauchte etwas Süßes. Es gab nichts, ich geriet in Panik. Bis plötzlich, wie aus dem Nichts, der Betriebsratsvorsitzende der taz erschien. Er half mit Rosinen. Ein netter Nachbar, ein gutes Gegengift. Die Kollegen nahmen vom Rest der Grünkohlchips, Tage später war immer noch was übrig. Sonst ist hier immer alles Essbare sofort weg. Felix Zimmermann
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