portrait : Ehrgeizling und vorbildlicher Profiteur
Während gegen Papa Slobodan Milošević gegenwärtig vor dem UN-Tribunal in Den Haag der Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschheit geführt wird, ist sein Sprössling Marko wieder frei. Das verdankt der 31-Jährige der Staatsanwaltschaft in Pozarevac, der Heimatstadt der Milošević. Diese hob vergangene Woche die Anklage und somit den internationalen Haftbefehl gegen den „wilden Jungen“ auf.
Marko Milošević war vorgeworfen worden, während der Herrschaft seines Vaters Zoran Milovanović, ein Mitglied der oppositionellen Organisation Otpor (Widerstand), misshandelt zu haben. Der Junior soll den Mann wegen seiner politischen Aktivitäten zunächst mit Hilfe seiner Leibwächter verprügelt und dann mit einer laufenden Motorsäge bedroht haben. Milovanović sagte aus, Marko habe gedroht, ihn zu zerteilen und die Leichenstücke in den Fluss Velika Morava zu werfen, wenn er nicht sage, wer hinter Otpor stecke. Der Junior war nach der Wende in Serbien vor fünf Jahren gemeinsam mit Mama Mira Marković in Russland untergetaucht.
Die „Affäre Marko“ spaltet nun die serbische Minderheitsregierung, die vom Wohlwollen der Milošević-Sozialisten (SPS) abhängig ist. Einige Koalitionspartner fordern vom national-konservativen Permier Vojislav Koštunica nun eine Untersuchung des Falls. Aufgeklärt werden soll, wer die Haftbefehle gegen Marko – und bereits zwei Monaten zuvor gegen seine Mutter – aufheben ließ.
Milošević’ Sohn wird unter anderem nachgesagt, Millionen durch Zigaretten-, Erdöl- und Waffenschmuggel verdient zu haben. Seiner Mutter wurde vorgeworfen, politische Morde in Auftrag gegeben zu haben. Marko verkehrte mit zwielichtigen Geschäftsleuten, die dem kleptokratischen Milošević-Regime treu ergeben waren. Mit den Schmuggelmillionen ließ der Sohn in seiner Heimatstadt einen „Bambipark“ errichten, einen Vergnügungspark für Kinder, sowie eine pompöse Diskothek.
Als Studierende im Winter 1996/97 gegen das Regime Milošević protestierten, sagte Markos Mama: „Anstatt zu demonstrieren, sollte sich die Jugend lieber ein Beispiel an meinem Jungen nehmen, der es durch Fleiß und Geschicklichkeit zu etwas gebracht hat.“ Marko fiel schon als Teenager durch Ehrgeiz auf, indem er ohne Führerschein durch Belgrad raste. Damit sich der Junge einmal so richtig austoben konnte, sperrte die serbische Polizei damals einen Teil der Autobahn. Marko Milošević, liiert mit der attraktiven Milica Gajić, hat einen Sohn, der ebenfalls Marko heißt. Er soll der Sonnenschein in der finsteren Gefängniszelle des Großpapas im fernen Den Haag sein.
ANDREJ IVANJI