portrait: Der Falke Thailands
Er gilt als „Falke“, der Kritikern gegenüber leicht die Beherrschung verliert. So droht Prayuth Chan-ocha zum Beispiel Journalisten, die sich noch trauen, im militärregierten Thailand kritische Fragen zu stellen, auch schon mal mit Exekution. Als Juntachef und Premierminister in Personalunion liegt ihm und seinen Getreuen daran, dass die Armee ihre Macht auch für die Zukunft zementieren kann. Darauf zielt die von einem juntatreuen Komitee entworfene neue Verfassung ab, über die das Volk am Sonntag abgestimmt hat. Das Referendum galt weder als frei noch als fair. Ersten inoffiziellen Ergebnissen zufolge soll der umstrittene Entwurf aber mit mehr als 60 Prozent angenommen worden sein. Offizielle Ergebnisse werden in den nächsten Tagen erwartet.
Geboren wurde Prayuth in der Provinz Nakhon Ratchasima im Nordosten Thailands. Der heute 62-Jährige war unter anderem Absolvent der Chulachomklao-Militärakademie und diente zunächst im elitären 21. Infanterieregiment, der Leibgarde der Königin. 2006 gehörte er zu jenen Militärkreisen, die gegen den damaligen Premierminister Thaksin Shinawatra geputscht hatten. Später wurde Prayuth unter anderem Vizearmeechef und schließlich Armeechef.
Im Mai 2014 führte er den Staatsstreich gegen die damalige Premierministerin Yingluck Shinawatra und ihre Regierung an. Dem Putsch waren Proteste der Opposition vorangegangen, während denen Prayuth behauptet hatte, dass die Armee „neutral“ sei. Tatsächlich aber galten zwei Generäle im Ruhestand und Mentoren Prayuths als treibende Kräfte der Protestbewegung. Jene Exgeneräle gehören ebenso wie Prayuth einer innermilitärischen Clique namens „Tiger des Ostens“ an, die seit Jahren dabei ist, ihre Machtstellung zu zementieren.
Unter den Anhängern der gestürzten Regierung, den „Rothemden“, ist Prayuth, den das von der Armee eingesetzte Übergangsparlament im August 2014 zum Premier kürte, aber nicht erst seit dem jüngsten Putsch berüchtigt: Als Vizearmeechef war er im Frühjahr 2010 federführend bei den blutigen Niederschlagungen der Rothemden-Proteste, als diese demokratische Neuwahlen gefordert hatten. Nicola Glass
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