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portraitStoisch, resolut und mit Poesie

Sie musste wählen – zwischen ihrer Überzeugung und ihrem Job. Justizministerin Christiane Taubiras zögerte nicht lange und trat zurück. Ihr demonstrativer Schritt wegen der Notstandsgesetze passt zum Bild, das man in Frankreich von dieser kleinen, aber sehr resoluten und schlagfertigen Frau aus Französisch-Guyana hat.

Ihren Härtetest hatte sie zu Beginn von François Hollandes Präsidentschaft als federführende Justizministerin in der Debatte über die „Ehe für alle“ (umgangssprachlich kurz „Homo-Ehe“ genannt) mit Bravour bestanden.

Was musste sie sich nicht alles von der reaktionären Rechten an Verunglimpfungen gefallen lassen! In rechtsextremen Kreisen zirkulierte gar eine rassistische Fotomontage von ihr als Äffin. Sie blieb stoisch und verteidigte ihre Vorlage. In diesem ideologischen Kampf stellte sie ihre außergewöhnliche ­Rednergabe unter Beweis und verblüffte immer wieder Freund und Feind mit Zitaten aus der Poesie.

Ihre Karriere beweist, dass es für eine farbige Frau aus einer Überseeregion zwar möglich ist, bis in eine Spitzenfunktion vorzustoßen. Doch ihr Beispiel belegt auch, wie sie gerade deswegen besonders attackiert wird.

Die heute 63-Jährige hat mehrere Universitätsdiplome (Volkswirtschaft, Soziologie und afro-amerikanische Ethnologie). Ihr politisches Engagement begann als Mitbegründerin der guyanischen Unabhängigkeitsbewegung „Walwari“. 1993 wurde sie erstmals als Abgeordnete aus dem Überseedepartement in die Pariser Nationalversammlung gewählt. 2002 kandidierte sie für die linken Radikalen, denen sie immer noch angehört, bei den Präsidentschaftswahlen. Sie erhielt landesweit nur 2,32 Prozent, in Guyana aber 52,7 Prozent!

In den bisherigen Ministerkabinetten der Präsidentschaft Hollande ab 2012 galt sie als Vertreterin des linken Flügels. Als drei linke Sozialisten im Sommer 2014 aus der Regierung zurücktraten, blieb sie im Kabinett. Jetzt könnte sie aufgrund ihrer Unabhängigkeit zur Integrationsfigur der kritischen Linken werden, die sich in Hol­landes Politik nicht wiedererkennen mag. Rudolf Balmer

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