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portraitDie furchtlose Fußballerin

Macht nach 184 Toren Schluss: Abby Wambach Foto: ap

Das Ergebnis war am Mittwochabend in New Orleans eher zweitrangig. Denn beim Freundschaftsspiel zwischen den USA und China, das erst nach Redak­tions­schluss abgepfiffen wurde, stand der Abschied von Abby Wambach im Mittelpunkt. Eigentlich konnte diese Gewichtung gar nicht im Sinne der 35-jährigen Protagonistin sein. „Ich möchte nicht unbedingt im Rampenlicht stehen. Mein einziges Ziel ist es, zu gewinnen“, hatte sie einmal gesagt.

184 Tore hat diese überaus zielstrebige US-Amerikanerin in 252 Länderspielen erzielt – so viele wie weltweit keine andere Nationalspielerin. Eine beeindruckende Bilanz einer Stürmerin, die auf eine große Portion Egoismus hinzudeuten scheint. Aber Wambach hat sich im Laufe ihrer Karriere vielmehr als Teamplayerin einen Namen gemacht. Das vielleicht beeindruckendste Zeugnis ihres Gemeinsinns legte sie vergangenen Sommer ab. Bei ihrem letzten großen Turnier, der Weltmeisterschaft in Kanada, setzte sie sich nicht nur klaglos auf die Bank und fügte sich als Ergänzungsspielerin ins Kollektiv ein. Ihre Mitspielerinnen würdigten nach dem Titelgewinn zudem ihre Rolle als mentale Anführerin.

Die charismatische Fußballerin war stets bereit, ohne auch nur irgendwelche Journalistenfragen abzuwarten, wortgewandt zehnminütige Vorträge über die Stärken ihres Teams zu halten. Oft dozierte sie noch länger. Und sie beeindruckte obendrein nicht nur als politisch denkender, sondern auch als politisch handelnder Mensch. Als der Fußballweltverband beschloss, erstmals eine WM auf Kunstrasen auszutragen, organisierte Wambach den Widerstand. Eine Gemeinschaftsklage gegen die Fifa wegen der Ungleichbehandlung von Frauen wurde eingereicht. Gemeinschaftswissenschaft übrigens hat die Stürmerin, die 2013 ihre damalige Teamkollegin Sarah Huffman heiratete, studiert.

Auch wenn der Machtkampf gegen die Fifa verloren ging und die WM 2015 auf Kunstrasen stattfand, ist die Auseinandersetzung doch ein weiterer Beleg dafür, dass Wambachs Selbsteinschätzung durchaus stimmig ist: „Ich denke, dass die Unerschrockenheit meine größte Stärke ist.“ Johannes Kopp

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