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portraitDer Ingenieur und sein Diesel

Beurlaubt war Ulrich Hackenberg (65) schon seit vergangener Woche – doch jetzt rückt der Entwicklungschef der VW-Konzernmarke Audi im Abgasskandal ins Zentrum der Schuldzuweisungen: Der mit Hochdruck nach Verantwortlichen suchenden Konzernrevision liegen offenbar Aussagen mehrerer Ingenieure vor, nach denen Hackenberg von dem Betrug gewusst oder diesen sogar in Auftrag gegeben haben soll. Plausibel erscheinen die Vorwürfe schon: Hackenberg gilt als Technikstratege, steuerte neben seinem Job bei Audi auch die markenübergreifende Entwicklung sämtlicher VW-Töchterwie etwa Skoda oder Seat gleich mit.

Für den Maschinenbauer war dieser Job die Krönung einer dreißigjährigen Karriere bei VW: Nach seiner Promotion an der RWTH Aachen heuerte er schon 1985 bei der Tochter Audi an. Dort gefiel der Selfmademan, der nach seinem mit einem Begabtenstipendium erreichten Abitur eigentlich Tonmeister werden wollte, auch VW-Übervater Ferdinand Piëch. Gefördert von dem Großaktionär verantwortete Hackenberg bald darauf die technische Entwicklung aller Audi-Produkte. Bei VW war er ab 2007 für Autos wie Polo, Golf und Passat verantwortlich. Hackenbergs wichtigste Erfindung aber bleibt der „Baukasten“: Danach sollen möglichst viele Marken des Konzerns aus Kostengründen möglichst viele gleiche Teile verbauen.

Allerdings: Erst aufgrund dieser Sparmaßnahme des Ingenieurs, der schon als junger Mann an seinem ersten Auto, einem Fiat 500, herumschraubte, finden sich heute Millionen identische VW-Dieselmotoren in Audis, Skodas und Seats. Bis zur Aufdeckung des Skandals aber galt der „Baukasten“ als das ­Erfolgsrezept des größten Au­tobauers Europas, der Volkswagen erst richtig profitabel machte.

Wie Piëch vertraute Winterkorn Hackenberg vollkommen und nannte ihn kumpelig-liebevoll „Hacki“. Nicht nur in Wolfsburg kann sich deshalb kaum jemand vorstellen., dass Ulrich Hackenberg den Abgasbetrug allein in Auftrag gegeben hat – und dass die einstigen Chefs Piëch und Winterkorn ahnungslos waren. Andreas WyputtaWirtschaft + Umwelt SEITE 8

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