pluralismus: Immer ein knappes Gut
Gewonnen ist noch nichts. Das Kartellamt hat dem Holtzbrink-Verlag verboten, sowohl den Tagesspiegel als auch die Berliner Zeitung zu besitzen. Das ist ein Teilerfolg für den Pluralismus – mehr nicht, denn eine Ministererlaubnis von Wolfgang Clement, für den sich Medienpolitik schon in NRW auf Standortstärkung reduzierte, ist möglich.
Kommentar von ROBIN ALEXANDER
Wenn der Holtzbrink-Verlag am Ende tatsächlich klein beigeben muss, stehen schon Mitbewerber bereit, die allein an Rendite interessiert sind. Journalistische Qualität aber ist teuer. Dann droht mit einer Berliner Zeitung auf niedrigerem Niveau eine ernst zu nehmende und wichtige Stimme in der Berliner Presselandschaft auszufallen.
Berlin mag heute ein übervoller Markt sein – was mangelnden Pluralismus angeht, hat die Stadt aber reichlich Erfahrung. Im Osten ließ der Staat nur Nischen für freie Meinungsäußerung. Im Westteil schuf Springer über Pressekonzentration einst ein Meinungsklima, das einseitig und hasserfüllt war. SED und Axel Cäsar waren gestern, heute liegt die Gefahr woanders.
Qualität sei nur noch über Mehrfachverwertung finanzierbar, glauben heute Zeitungsmanager. Ein Inhalt für viele Produkte, modifiziert je nach Zielgruppe. Politisch einseitig wie früher wird dieser Inhalt nicht sein. Im Gegenteil: Er muss so stromlinienförmig, so glatt, so kompatibel sein, dass er nirgendwo aneckt. Auch hier macht Berlin gerade Erfahrungen. Wo Morgenpost draufsteht, ist heute oft Welt drin. Pluralismus braucht aber Konkurrenz von Unabhängigen, die sich nicht nur in ihren Zielgruppen unterscheiden – sondern auch in ihrer Haltung.
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