petition der woche: Brauchen Sie einen Kassenzettel? Nein, weder ich noch die Umwelt
Anlass der Petition Ein neues Kassengesetz mit Bon-Pflicht
Das wollen die Initiatoren Nur noch digitale Kassenzettel
Das wollen sie nicht Noch mehr gesundheits- und umweltschädliche Bons
Wir alle kennen es: Man steht an der Supermarktkasse und wird gefragt, ob man den Kassenbeleg wünsche oder nicht. So weit, so gewohnt. Keiner käme aber wohl auf die Idee, einen Kassenbon beim Spätkauf, Bäcker oder Friseur zu verlangen. Ein neues Kassengesetz, das 2020 in Kraft treten soll, macht aber genau dies zur Pflicht, Geschäftsinhaber müssen Kunden einen Bon aushändigen, ob sie wollen oder nicht.
Das „Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen“ soll den Staat eigentlich vor Umsatzsteuerbetrug schützen. Geschäftsinhaber mit elektronischen Kassensystemen, wie es sie beispielsweise in Restaurants, Kaufhäusern oder Bäckereien gibt, müssen sich eine Kasse mit zertifizierter Sicherheitseinrichtung zulegen. Die Sicherheitseinrichtung soll einen manipulativen Eingriff in das Kassensystem verhindern können. Das geht in etwa so: Die Transaktionsdaten bei einem Kauf oder einer Dienstleistung werden digital gespeichert und können auf Nachfrage vom Finanzamt eingefordert werden. Für das neue Kassengesetz gilt jedoch eine Übergangsphase bis 2022. Bis dahin müssen Geschäftsinhaber durch die mit dem Gesetz einhergehende Belegausgabepflicht Kassenzettel drucken. Allein für Bäckereien entstehen dadurch jährlich Milliarden neuer Papierbons. Die gute Absicht führt also zu mehr Papiermüll.
Dagegen richten sich nun gleich zwei Petitionen, die beide von Michelle Bourguignon initiiert wurden. Die eine mit mehr als 41.000 Unterschriften, die andere steuert 250 bei. Die Petitionen finden sich jeweils auf change.org und openpetition.de unter dem Stichwort Kassengesetz.
Die Petitentin fordert eine sofortige Umstellung zu einer digitalen Lösung für die aus ihrer Sicht längst überflüssigen Kassenzettel. Als Argumente führt sie den schon jetzt enormen Papierverbrauch der Deutschen an und mögliche gesundheitliche Schäden.
Einer Studie des WWF von 2006 zufolge verbraucht Deutschland so viel Papier wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen. Pro Kopf sind das ungefähr 250 Kilogramm im Jahr. Deutschland ist außerdem der viertgrößte Papierproduzent und der zweitgrößte Papierimporteur. Weltweit wird fast jeder zweite industriell gefällte Baum zu Papier verarbeitet. Die Belegausgabepflicht von Kassenbons trägt damit indirekt zur Umweltzerstörung bei.
Kassenzettel enthalten darüber hinaus Chemikalien, die gesundheitsschädigend sein können. Laut einer Untersuchung des BUND enthalten 14 von 19 Kassenbons schädliche Stoffe. Deshalb gehören die Bons in den Restmüll. Über den Recyclingkreislauf gelangen die Schadstoffe aber trotzdem in die Natur und belasten das Ökosystem.
Manche Chemikalien können auch schädlich für den Menschen sein: Bisphenol A wurde von der EU als „besonders besorgniserregend“ eingestuft und gilt als Mitauslöser für Hoden-, Prostata- und Brustkrebs, Diabetes, Lebensmittelallergien und Immunschwächen. Zwar wird es ab 2020 verboten sein, aber in vielen Fällen durch Bisphenol S ersetzt, das ebenfalls im Verdacht steht, krebserregend zu sein.
Immerhin gilt die Bon-Pflicht nur für die Geschäfte, Kunden können immer noch dankend ablehnen. Boris Messing
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