piwik no script img

petition der wocheEs gibt Probleme mit Einlegesohlen

Anlass der Petition Disneys Rechte an „hakuna matata“ (Swahili; auf Deutsch: „Es gibt keine Probleme“)

Das wollen die Initiatoren Disney soll die Rechte wieder abgeben

Das wollen sie nicht Ausbeutung afrikanischer Kultur

Im Juli wird in deutschen Kinos wieder die Sonne über der Savanne aufgehen, ein alter Affe wird einen jungen Löwen in die Luft halten, und ein Erdmännchen wird mit seinem besten Freund, dem Warzenschwein, einen Ohrwurm singen: „Hakuna Matata“. Disney bringt eine neue Version des Zeichentrickfilms „Der König der Löwen“ (1994) heraus, mit dem Disney laut Forbes 8,1 Milliarden Dollar verdiente. Zum Film gehören ein Musical, T-Shirts, Taschen, Socken und Schuhe mit „König der Löwen“-Motiven und -Sprüchen. Für die USA hat sich Disney die Rechte an der Wortkombination hakuna matata (Swahili) gesichert, was auf Deutsch heißt: „Es gibt keine Probleme.“

Die gibt es aber doch, finden jedenfalls ­Shelton Mpala und rund 180.000 andere, die Mpalas Petition unterschrieben haben, womit der Aktivist fordert, dass Disney seine Rechte aufgeben und sich nicht weiter an afrikanischem Kulturgut bereichern solle. Mpala respektiert Disney zwar dafür, „viele unserer Kindheitserinnerungen geschaffen zu haben“, findet aber, dass die Entscheidung, hakuna matata rechtlich schützen zu lassen, auf reiner Habgier basiere und den Geist derjenigen, die Swahili sprechen, sowie Afrika als Ganzes beleidige. In afrikanischen Zeitungen und Blogs wurde diskutiert, ob Disney Kolonialismus und kulturelle Aneignung betreibe.

Disney Habgier vorzuwerfen – kann man machen. Aber davon auszugehen, dass das Unternehmen mit seinen Merchandise-Artikeln andere Ziele verfolge als Profit, ist gewagt. Unternehmen lassen ständig Dinge schützen, auch Sprache, auch Alltagssprache. Nike tat dies mit dem Spruch „Just do it“, was nicht heißt, dass niemand diese drei Worte sagen dürfe, ohne an Nike Geld zahlen zu müssen. Bei Marken geht es typischerweise um das Schützen von Sprache in einem sehr engen, kommerziellen Rahmen. Für Disney bedeutet das: Niemand darf in den USA T-Shirts mit den Worten hakuna matata verkaufen, die zudem einen Verweis auf den Film „Der König der Löwen“ oder Disney selbst enthalten. Ansonsten steht der Spruch zur freien Verfügung.

Details gehen oft unter und wurden von Disney spät kommuniziert. Vielleicht sind sie in diesem Fall auch nicht so wichtig, weil hakuna matata eben nicht „Just do it“ ist. Weil der Westen eine Geschichte des Kolonialismus hat, also der ideellen und materiellen Aneignung. „Es ist bedauerlich, dass es im Laufe der Jahre viel Diebstahl an der afrikanischen Kultur gab, durch Rechte am geistigen Eigentum. Das bedeutet, dass das Erbe, das zu einer bestimmten Gruppe gehören sollte, auf rechtlichen Wegen entwendet wird, wobei Dritte die ausschließlichen Rechte haben“, schrieb ­Cathy Mputhia, eine Anwältin, in der kenianischen Zeitung Business Daily.

Auch mit dem Filmsong „The Lion Sleeps Tonight“ verdienten Dritte, also Weiße, Geld. Das Lied wurde 1939 vom südafrikanischen Musiker Solomon Linda aufgenommen, der seine Rechte für weniger als zwei Dollar an seine Plattenfirma verkaufte. 2005 erstritten seine Erben die Rechte zurück.

In Deutschland hält die Hakuna Matata Handelsgesellschaft aus Sinzing bei Regensburg die Markenrechte an dem Spruch. Auch für Einlegesohlen, Korsetts, Turbane sowie Getränke. Für einen Kommentar war die Handelsgesellschaft nicht zu erreichen. Viktoria Morasch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen