performance des tages: ronaldinho, brasiliens zähnezeiger:
Vor wem die Engländer gestern die meiste Angst hatten, das zeigte sich sehr schnell in ihrem Viertelfinalspiel gegen Brasilien. Wann immer Ronaldo den Ball bekam, stürzten sich gleich drei britische Abwehrspieler auf ihn. Sie hätten gut daran getan, ein ähnlich aufmerksames Auge auf den gelehrigen Nachfahren des Wunderstürmers zu werfen: Ronaldinho, der sich als Jugendlicher einst diesen Künstlernamen zulegte, weil sein Held der gerade drei Jahre ältere Ronaldo war.
Dabei war es kein anderer als WM-Held Romário, der das Ausnahmetalent mit dem ausgeprägten Überbiss und dem breitesten Grinsen südlich von Julia Roberts bei Gremio Porto Alegre unter seine Fittiche nahm. In der Seleção debütierte Ronaldinho während der Copa America 1999, kurze Zeit später trug er kräftig zum 4:0-Sieg Brasiliens gegen das deutsche Ribbeck-Desaster beim Confederations Cup in Mexiko bei.
Die europäischen Klubs begannen sich um ihn zu reißen, das Rennen machte Paris St. Germain. Ein Transferstreit mit Gremio verurteilte ihn fast das ganze letzte Jahr hindurch zur Untätigkeit, dann konnte er endlich aufdrehen und verdrängte nicht nur Mentor Romário, sondern auch Leute wie Amoroso oder Marcelinho aus dem WM-Aufgebot, Denilson aus dem Team. Mit seinem Solo vor Rivaldos Ausgleich und seinem grandiosen Freistoß zum 2:1 schuf der 22-Jährige gestern die Voraussetzungen dafür, der unverhoffte Star dieser WM zu werden – und machte sie mit der roten Karte nach dem dummen Tritt gegen Mills gleich wieder zunichte. Das Dreieck Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho, das bereits mit den legendären Vorläufern Pelé, Tostao, Jairzinho oder Zico, Socrates, Junior verglichen wird, kann also erst im Finale wieder zuschlagen. MATTI
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