pds stürzt ab: Man ist wieder unter sich
Zahlen signalisieren manchmal grausame Wahrheiten: Fünf Prozentpunkte, von 18 im Juli auf 13 Prozent im August, hat die PDS in der Gunst der Berliner Wähler verloren. Und mehr noch. Im Ostteil der Stadt kracht die Partei besonders tief ein. Der Absturz verfolgt die PDS auch bei der Frage, wie hätten Sie’s denn gerne bundestagswahlmäßig? Hier zeigen ebenfalls 5 Prozent der Wähler bei der PDS jetzt mit dem Daumen nach unten. Ein Sommergewitter?
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Wohl kaum. Eher ein Dauerregen – um im Bilde zu bleiben –, in dem die Partei der Sozialisten nun steht. Sicher, es mag niemanden, selbst in der PDS, gegeben haben, der nach dem Rücktritt von Gysi-Superstar ein Hoch für die Roten prognostiziert hätte. Doch derart dramatische Verluste lassen nun ganz andere Konsequenzen erahnen: nämlich die Frage nach der politischen Zukunftsfähigkeit der PDS.
Die Gründe liegen auf der Hand. Gysis Abgang hat das Defizit personeller Gleichwertigkeit nur mehr kenntlich gemacht. Ihm sind die Wähler nachgelaufen, jetzt laufen sie den Parteikadern davon. Eine Ost-West-Integrationsfigur fehlt der PDS ebenso, also ist die Spaltung der Stadt wieder virulent. Und im Ausblick auf die Bundestagswahl sieht es auch finster aus. Kaum im Westen angekommen, legt Gysis Verschwinden die 5-Prozent-Hürde wieder in gefährliche Zonen der Unerreichbarkeit. Wer soll dort die linken Wähler ziehen? Und vom Strudel des Niedergangs bedroht sind auch die drei notwendigen Direktmandate in Berlin. Es wird ganz eng für die PDS werden, denn man ist wieder unter sich in der Stunde der Wahrheit.
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