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otto schily: der german lover

Den Redakteuren der Friseurzeitschrift Bunte ist nichts zu dumm, um die schmierige Form der Herrschaftsprosa in eine neue Form zu gießen. „Otto Schily, Bundesinnenminister, greift im Kampf gegen den Terror hart durch. Das gefällt vielen – und besonders Frauen“, irrlichtert das Terror-Blatt in seiner aktuellen Ausgabe und lässt sogleich ein weibliches Sonderkommando die dringende Frage beantworten: „Otto Schily – wie er die Frauen fasziniert“. Während Gertrud Höhler und Ariane Sommer die üblichen Belanglosigkeiten über „erfolgsorientierte Männer“ (Höhler) oder „mehr Wärme zeigen“ (Sommer) brabbeln, rafft es die Unterhaltungsromancieuse Hera Lind völlig hin und weg. Denn sie hat Schily 1989 aus Versehen „auf dem Herrenklo“ kennengelernt: „Gott, was war das für ein reizender Mann!“, feuchtelt Frau Lind. „Und wie er lächelte!“, bekommt sie sich gar nicht mehr ein, um dann direkt aus ihrem Hypothalamus eine sehr schlüssige Beschreibung Schilys zu liefern: „Vorn groß, hinten klein, in der Mitte doppelt“. Linder Irrsinn – auf allen Seiten.

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