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original finnischAufguss in Prenzlauer Berg

Diese Schuhe gehören zu einem Mann!

In der Sredzkistraße in Prenzlauer Berg blinkt mit gelben Buchstaben: Sauna. Hier ist die älteste Privatsauna im ehemalige Osten der Stadt, eine Finn-Sauna aus den 50er-Jahren. Hereinspaziert, denken meine Freundin und ich. Denn wir kommen aus Helsinki und sind zu Besuch in Berlin.

Die Stimmung in der Sauna ist gelassen. Aus dem Radio klingen argentinische Tangos. Während sich meine Freundin auszieht, sieht sie große Schuhe auf dem Boden. „Die gehören zu einem Mann“, flüstert sie erstaunt.

In Helsinki saunen Frauen nur mit Frauen. Vor einigen Jahren gab es dort zwar eine Dampfsauna, in der Männer und Frauen gleichzeitig schwitzen konnten. Doch weil beide Geschlechter auch ihre separaten Aufgussräume hatten, war die Dampfkabine nicht besonders beliebt. Nur ein Zaun trennte Männlein und Weiblein. Auf Wunsch der Frauen wurde später eine Wand gebaut. Denn auch zu Hause saunen finnische Familien traditionell in zwei Schichten: erst die Damen, dann die Herren.

In Prenzlauer Berg kommen zwei große Männer zu uns in den engen Umkleideraum. Ganz selbstverständlich ziehen sie sich aus und gehen schwitzen. Wir folgen ihnen. Im Aufgussraum sitzten schon drei Männer und zwei Frauen, die gemütlich über Pilze plaudern.

Der Raum selbst sieht aus wie eine typisch finnische Familiensauna. Lange Bänke an den Wänden und ein Aufgussgefäss aus Holz. Doch etwas fehlt. Wo ist der Ofen? Ein Mann zeigt unter die Bänke und erklärt: „Aufguss ist in jeder vollen Stunde.“

Der Hausherr in Jeans und Hemd öffnet lächelnd die Tür. Er gießt etwa einen halbes Liter Wasser in ein Holzgeschirr neben der Tür. Die Röhren leiten Wasser zum Ofen. Unter uns zischt es. Dann füllt Fruchtgeruch den Raum.

In Helsinki ist der Aufguss weder so pünktlich noch so streng geregelt. Jeder Saunabesucher kann mit einem Zehn-Liter-Eimer Wasser von den Duschen holen und aufgießen so viel er Lust hat. Ist das Wasser alle, holt einfach jemand neues. Am besten ist der Aufguss an Festtagen wie Mittsommer oder Weihnachten. Dann werden Birkenbüschel an die Ofensteine gehalten. Andere nehmen Bier als Aufguss. Aber wie gesagt, nur zum festlichen Anlass. Normalerweise wird klares Wasser genommen.

In der Sredzkistraße haben wir uns rund eine Stunde lang gewaschen, so wie in Helsinki üblich. Nur die Deutschen bleiben länger. Einige liegen im Vorraum auf Liegestühlen und lesen Bücher. Wir haben ein eher praktisches Verhältnis zur Sauna: Sind wir sauber, sind wir fertig. Vielleicht ist das so wegen unserer Vorfahren. Ursprünglich war die Sauna ein Wohnhaus in Finnland. Sie war das erste Gebäude, das im Wald gebaut wurde. Erst danach wurde die Stube gebaut. In der Sauna wurden Kinder geboren, Bier gebraut und Kranke gepflegt.

In der Berliner Sauna verhalten sich die Besucher mehr mitteleuropäisch: Niemand kratzt sich, niemand schwitzt, niemand schlägt mit einem Birkenbüschel auf den Ofen.

Beim Herausgehen fällt mir wieder ein, was eine Freundin einmal in Helsinki erzählt hat. Auch sie war in Deutschland zu Besuch und ging dort in eine Finn Sauna, um sich zu waschen. Als sie in den Saunaraum trat, sah sie dort plötzlich viele Männer. Sie entschuldigte sich. Sie sei Ausländerin und habe nicht gewusst, dass gerade eine Männerschicht laufe. Doch die Männer erklärten ihr, dass es nichts zu entschuldigen gibt. Alle gingen in die Sauna zusammen. Schließlich sei das eine echte finnische Sauna. „Aber“, stotterte meine Freundin, „ich bin eine Finnin.“ KAJA GRÜNTHAL

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