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ohne stimmeMartin Bouko*will das Recht auf Familienleben

Ich kann nicht wählen, weil ich keinen deutschen Pass habe. Dabei hat die Politik unmittelbare Auswirkungen auf mein Leben. Ich bin bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt und habe einen dauerhaften Aufenthaltstitel. In drei Wochen werden meine drei Kinder aus Kamerun nach Deutschland kommen. Zehn Jahre waren wir voneinander getrennt. Jahrelang habe ich für den Familiennachzug gekämpft.

Was letzte Woche im Bundestag passiert ist, ist eine Katastrophe. Beinahe hätte das Parlament für ein Gesetz gestimmt, das Tausende Familien für immer getrennt hätte. Niemand verlässt seine Angehörigen einfach so. Die Gründe dafür, nicht zusammen zu fliehen, sind meistens brutal: Kriege, Natur- oder Klimakatastrophen, Verfolgung wegen Religionszugehörigkeit oder sexueller Orientierung.

Jeder Mensch hat das Recht auf Familienleben, das ist ein grundlegendes Menschenrecht. Die Bundesregierung muss dieses Recht achten und sich für den Schutz von Familien einsetzen. Die enormen bürokratischen Hürden beim Familiennachzug müssen abgebaut werden. Insgesamt sollten die Abgeordneten Immigration nicht als Unglück sehen, sondern als Form der internationalen Solidarität mit anderen Völkern.

Von der neuen Bundesregierung fordere ich, Asylverfahren nach den Standards des internationalen Rechts durchzuführen. Und dass die Menschen, die hier leben, eine Chance auf Integration bekommen. Dazu gehören Sprachkurse, dass man arbeiten oder eine Berufsausbildung absolvieren darf. Anstatt Hass zu säen, sollte die Politik Rassismus und alle anderen Formen der Diskriminierung vehement bekämpfen.

* Name geändert, Protokoll: Franziska Schindler

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