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nudes

Thomas Ruff

Die neuesten Fotografien des 42-jährigen Konzeptkünstlers Thomas Ruff sind ohne Kamera entstanden, und anders als der akademische Titel „Nudes“ vermuten lässt, entstammen sie dem Feld der professionellen und semiprofessionellen Pornoindustrie. Ob Gruppensex („Nudes ni20“), goldblonde Männer beim Oralsex („nudes go21“) oder Richard-Lindner-Dominas beim Analverkehr („Nudes fe16“): Ruff hat sich seine Bilder, die noch bis zum 1. Juli in der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts gezeigt werden, aus dem Internet angeeignet, sie vergrößert und weiter verarbeitet. Damit schiebt Ruff die Pornos allerdings wiederum weit ins Feld der akademischen, künstlerischen Aktdarstellung hinein. Durch eine bei ihm neue Unschärfe entsteht eine malerische Form der Pornografie, die zunächst am stärksten an die Gemälde von Gerhard Richter erinnert, aber auch die klassischen Vorbilder Caravaggio, Goya oder Tizian ins Spiel bringt. Indem Ruff seine Internetbildchen in eine Unschärferelation zum klassischen Akt bringt, wird deutlich: la pornographie n’existe pas, oder auch: aller Akt ist Pornografie. WBG

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