noch mehr anständige: Wie einst im Mai
Der Countdown zum Revolutionären 1. Mai läuft. Der Countdown zu einer polizeilichen Abwehrstrategie ebenso. Und der Countdown zur Rettung des Festtags der Arbeiterklasse ebenso. Alles ist wie immer. Oder doch nicht? Was in den vergangenen Jahren gescheitert ist, nämlich den Demonstrationen einen Sinn zu geben und diese friedlich durch Kreuzberg zu schleusen, hofft in diesem Jahr das neue Bündnis gegen den Krawall zu schaffen. Und womit? Mit der Integration aller und einer Wiederbelebung politischer Inhalte und kultureller Aktivitäten, die das Ritual der Gewalt und Gegengewalt durchbrechen sollen. Eine Demonstration wie einst im Wonnemonat Mai, ist man geneigt zu sagen.
Kommentar
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Es ist gut, dass es das Bündnis gibt. Gut ist auch, dass der Innensenator signalisiert hat, dass er die Demonstrationen gestatten und die unselige Praxis von Exinnensenator Werthebach, den Aufzug zu verbieten, nicht verlängern wird. Gut ist schließlich, dass die Initatoren keine Gesichtskontrolle bei der Auswahl der beteiligten Gruppen vornehmen. Ob Punk, Kirchenmann oder Lokalpolitiker – seid umschlungen Millionen.
Doch was bedeutet das Lable „Re-Politisierung“, unter dem alle happy sein können? Denkt man sich die neuen sozialen Bewegungen, den Widerstand gegen die aggressive deregulierte Globalisierung, neue Kriege und Ausbeutung, gibt es Gründe und Legitimation genug, dagegen zu demonstrieren. Nur wie sahen die jüngsten Demos zu diesen Themen aus? Wie soll die Wut in Berlin in eine andere friedlichere Form münden? Oder meinen die Initiatoren, mal positiv gewendet, es gibt was zu feiern, mit Multikulti, Gitarren, Anständigen und so? Angesichts so vieler Anachronismen bleibt Skepsis.
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