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neuer Stiftungslehrstuhl an der uniProfessor lehrt „innovatives Markenmanagement“

„Intelligentes Blut“ abzapfen

Josef Hattig war stolz wie Bolle: Nach jahrelangem Ringen mit der „Bürokratie einer geisteswissenschaftlichen Organisation“, kurz: der Universität, konnte der ehemalige Beck‘s-Manager und jetzige CDU-Wirtschaftssenator einen von Bremer Firmen gestifteten „Lehrstuhl für Innovatives Markenmanagement“ besetzen: Inhaber ist Professor Christoph Burmann, der von der Universität Münster an die Weser wechselt. Nächste Woche beginnt Burmann seine Lehrtätigkeit –vorerst exklusiv für die 35 TeilnehmerInnen am internationalen Studiengang „Master of Business Studies“.

Finanziert wird der Lehrstuhl von regionalen Experten in Sachen „Marke“: Bierbrauer Beck ist genauso dabei wie die Firma Kellogg, Kraft Foods, Masterfoods und die Securitas Versicherungen. Zusammen mit dem Zuschuss des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft stehen Burmann für die nächsten drei Jahre jeweils 135.400 Euro zur Verfügung.

Der ehemalige Masterfoods-Chef Rainer Camphausen verwies darauf, dass universitäre Marketing-Experten bislang nicht unbedingt vom Norden Deutschlands angezogen worden seien: „Dabei gibt‘s hier oben so viele Markenartikler, da kann ein Professor doch graben und absaugen.“ Natürlich liege es im Interesse der beteiligten Unternehmen, die besten Marketing-Studierenden an den Standort Bremen zu locken: „So kann die Uni unseren Unternehmen frisches, intelligentes Blut zuführen.“ In dasselbe Horn stieß auch der Aufsichtsratschef von Kellogg, Bernd Wilhelm, der Burmann gleich das Messer auf die Brust setzte: „Wenn von Ihnen nichts kommt, sind wir ganz schön sauer.“

Der neue Prof, der 16 Mitbewerber ausgestochen hat, warf ein paar Charts an die Wand und griff schon mal tief in die Metaphernkiste: Ein „Bremer Haus für innovatives Markenmanagement“ will er bauen, im Mittelpunkt soll natürlich die enge Verzahnung von Forschung und Lehre mit Praxisprojekten der Sponsoren stehen. Doch auch für die Marke „Bremen“ kann sich Burmann knackige Konzepte vorstellen. Die Frage sei allein: „Inwiefern können wir die Instrumente, mit der wir starke Kaffeemarken schaffen, auf eine Stadt übertragen?“ jox

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