neue nachtbahnen: Clubbing mit der BVG
Wer in Berliner Clubs tanzen gehen will, kann die letzte U-Bahn nehmen. Zum Hinfahren. Der Weg zurück aber ist immer ein Problem: Fürs Autofahren ist man meist zu betrunken, auf dem Fahrad ist es zu kalt, das Taxi ist zu teuer, und beim Nachtbus weiß man nie so genau, wann er kommt und – vor allem – wohin er fährt. Jetzt hat die BVG ein Einsehen: Das unübersichtliche Nachtbussystem wird abgeschafft, die U-Bahnen fahren stattdessen am Wochenende die ganze Nacht durch. Das ist nicht nur ein Segen für Partygänger und Nachtschwärmer – es ist auch fast einmalig in Deutschland.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Auch unter der Woche soll sich das neue Nacht- nicht mehr vom Tagessystem unterscheiden. Statt U-Bahnen fahren Busse auf den bekannten Linien, eine Vielzahl der Bus- und Straßenbahnlinien läuft im 24-Stunden-Betrieb – allerdings in ausgedünnten Takten. So wird nicht jede Nachtfahrt automatisch schneller als beim bisherigen Nachtsystem sein. Zumal die Fahrgäste öfter umsteigen müssen, als wenn sie die jetzigen Nachtbusse benutzen würden, die viele Schlenker fahren. Eines aber wird die nächtliche Fahrt auf alle Fälle: übersichtlicher. Für viele Autofahrer vielleicht ein Argument, umzusteigen.
Zudem freut es die Touristen, deren Zahl rasant wächst. Sie brauchen nicht mehr bei zwei verschiedenen Verkehrssystemen durchzusteigen, um sich ein paar Tage und Nächte in der Stadt zu bewegen. Berlin befindet sich damit – punktuell – erfreulicherweise dort, wo es immer hinwill: auf New Yorker Niveau.
Schade ist eigentlich nur, dass die BVG die schnelle und übersichtlich fahrende U-Bahn nur am Wochenende ins Rennen schicken will. Allerdings leuchten die Argumente dafür ein: Der U-Bahn-Betrieb ist deutlich teurer als der Busbetrieb, und unter der Woche ist die Nachfrage dafür zu gering. Aber: Was nicht ist, kann ja noch werden. Unter der Woche tanzen zu gehen ist eh viel cooler.
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