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montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Zu den fiesesten Fallen für Vertreter eines unabhängigen Journalismus gehört zu große Nähe, Intimität, Zärtlichkeit zwischen Berichterstatter und Berichterstattetem. Glauben Sie mir, ich weiß davon ein Lied zu singen, zu pfeifen und zu tirilieren. „Wo steht denn eigentlich der Feind?“, fragte Otto Schily anlässlich der V-Mann-Affäre. Ich kann ihm zurufen: Hier! Hier sitzt er! Hinter der Schreibmaschine! Denn auch Otto Schily gehörte einmal, wie auch ich in finstren Tagen, zur Linken. „Lefty“ riefen wir ihn scherzhaft, wenn er unsere Versammlungen besuchte. Worauf er meist listig konterte: „Na, ihr ungewaschenen Arschlöcher!“

Inzwischen hat sich das Ruhmesblatt gewendet: Schily muss lernen, dass man einen V-Mann nicht an- und abschalten kann wie eine Glühbirne, einen Fernseher oder ein Atomkraftwerk. Er muss lernen, dass auch ungewaschene Arschlöcher schnieke, nachtragende Kolumnisten werden können. Erst dann ist er reif für das Amt, welches er ausübt, ausfüllt und lädiert.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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