mehrheit für schwampel: Bremen im Jamaika-Fieber
Wieder liefert Bremen einen Nachweis seiner Existenznotwendigkeit als Polit-Labor der Republik: 1979 begann im Stadtstaat der Marsch der Grünen durch die Parlamente, jetzt steht hier die bundesweit erste „Jamaika“-Koalition auf Landesebene vor ihrem Start. CDU, FDP und Grüne haben in der neu gewählten Bürgerschaft zwar nur eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme. Aber eine Mehrheit.
Kommentar von Henning Bleyl
Klugerweise hatten es CDU und Grüne vor der Wahl vermieden, sich mit Koalitionsaussagen einseitig festzulegen. Sonst wäre eine paradoxe Situation entstanden: Die SPD, denen die Wählerschaft die größten Verluste beschert hat, ist von vornherein aufs Weiterregieren abonniert. So aber kann sie erstmals seit dem Krieg eine produktive Pause in der Opposition einlegen.
Damit ist auch der CDU-Landesvorsitzende endlich am Ziel angekommen. Schon 1991 wollte Bernd Neumann die Sozialdemokraten mit Hilfe einer schwarzen Ampel vom Ruder drängen, die aber schaltete auf Rot. Nun hat er sich aufs Neue für eine „Schwampel“ erwärmt, was die CDU vor allem Jens Eckhoff verdankt: Dessen Modernisierungsimpulse nahm sie gerne auf. Auch die Tatsache, dass sich ein alter Gardist wie Hartmut Perschau so schnell und unzweideutig vor Susanne Albrecht stellte, nachdem Bild die Hatz auf die Lehrerin eröffnete, machte die neue Kräftekonstellation schließlich möglich. Wenn es denn so gewesen wäre.
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