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maul- und klauenseuchePolitik der billigen Nahrungsmittel

Die Maul- und Klauenseuche, die nicht nur Großbritannien in Angst und Schrecken versetzt, ist lediglich der neueste Fall in einer Kette von Tierseuchen. Salmonellen, Rinderwahn, E-Coli, Schweinepest, Hühnerstampfe – all diese Krankheiten brechen in regelmäßigen Abständen auf den Bauernhöfen aus. Der Grund ist immer derselbe: Es ist das Bemühen, so viel Fleisch so billig wie möglich zu produzieren. Diese Politik mag nach dem Zweiten Weltkrieg Sinn gehabt haben. Heute jedoch ist sie die Ursache für Lebensmittelkatastrophen.

Kommentarvon RALF SOTSCHECK

Sicher, die Maul- und Klauenseuche ist nicht durch die industrielle Fleischproduktion entstanden. Die Krankheit gibt es bereits seit 150 Jahren. Doch die Politik der billigen Nahrungsmittel sorgt für die schnelle Verbreitung der Epidemie. So hat die britische Regierung in den vergangenen 15 Jahren rund zwei Drittel der Schlachthäuser im Lande geschlossen. Es ist eben billiger, die Tierschlachtung auf wenige Einrichtungen zu konzentrieren, als die kleineren Schlachthäuser zu modernisieren.

Die Folge ist, dass die Tiere zur Schlachtung über hunderte von Kilometern transportiert werden müssen. Mehr als 600 Höfe, von Nordirland und Schottland bis hin zur Isle of Wight, schicken ihre Tiere in das Schlachthaus im südenglischen Essex, wo vorige Woche der erste Fall von Maul- und Klauenseuche diagnostiziert wurde. Die Tiertransporter haben das Virus von dort auf die Heimathöfe zurückgeschleppt.

Artgerechte Haltung und humane Schlachtmethoden sind nicht nur eine Frage des Tierschutzes, sondern auch des Verbraucherschutzes. Tieren werden inzwischen mehr Antibiotika verabreicht, als Menschen einnehmen dürfen. Die Fleischindustrie und die billigen Importe aus Ländern, in denen Seuchen vorherrschen, werden in Großbritannien kaum kontrolliert. Die Zahl der Lebensmittelvergiftungen ist in den vergangenen 20 Jahren um das Siebenfache gestiegen, jedes Jahr erkranken über 100.000 Menschen.

Es ist zwecklos, auf eine politische Initiative zu warten. Die Labour-Regierung ist genauso korrupt wie die Tories, sie ist nicht weniger abhängig von der Fleischindustrie, wie die erbärmliche Verschleierungspolitik beim Rinderwahn gezeigt hat. Zu hoffen, dass Tony Blair ein Umdenken in der Lebensmittelproduktion einleiten werde, ist vergebliche Liebesmüh. Aber auch die Verbraucher tragen Verantwortung: Solange sie nach Preis und nicht nach Qualität einkaufen, bleibt alles beim Alten.

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