: lokalkoloratur
Die Deutsche Presse-Agentur titelt: Marius Müller-Westernhagen rockt in den Wahnsinn. An sich ist nichts hinzuzufügen. Aber Westernhagen hat bei der Vorstellung seiner neuen CD in der Speicherstadt natürlich noch viel mehr zu sagen gehabt. Er teilte den JournalistInnen am Montagabend mit, dass „bisher kein Album mir eine so tiefe Befriedigung gegeben hat“. Und Viva-Chef Dieter Gorny nennt die neue CD „rau, ungehobelt und frech“. Das ist ehrlich, erdig, weit ab vom üblichen Künstler-Geschwätz. Bekanntlich ist Westernhagen der ungehobelte Grobian, der Outcast, der Rebell außerhalb des Systems, der mit dem alten Anarcho Gerhard Schröder beim Italiener sitzt und mit dem Trotzkisten Boris Becker um die Häuser zieht. Westernhagen ist die fleisch gewordene Ich-scheiß-auf-die-gesamte-Musikindustrie-Haltung. Und Dieter Gorny ist ja ohnehin so wahnsinnig hippiemäßig drauf, dass er rund um die Uhr in seiner sozialdemokratischen Gefühlsfabrik sitzt, auf die bunten Bildschirme starrt und einen nach dem anderen durchzieht. Dabei ist das Einzige, was einem bei Westernhagen und Gorny einfällt, wenn sie das Wort „rau“ in den Mund nehmen, ist der Bundespräsident. AHA
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